Argentos Research vom 19.08.2011

Argentos Research

Krisenkommentar

Der DAX Index hat seit dem seit 7. Juli in seinen extremsten Ausprägungen bis zu 27 % an Wert verloren. Besonders der gestrige Donnerstag hat noch einmal zu signifikanten Verlusten geführt.
Auch der Freitag begann negativ und der DAX Index bewegte sich zeitweise bei
über -3 %. Die starken Kursverluste am Donnerstag wurden durch besonders Besorgnis erregende Zahlen des Philly Fed Index ausgelöst. Der Index ist ein wichtiger volkswirtschaftlicher Frühindikator für die USA und errechnet sich über Umfrageergebnisse unter Unternehmen über die Entwicklung der Auftragseingänge, Absatzzahlen, Lagerbestände, Preise, Mitarbeiterzahlen und finanziellen Verbindlichkeiten.
Allgemein läßt sich sagen, dass ein negativer Wert als  Indiz für eine
kommende Rezession gewertet werden kann, ein positiver Wert hingegen  als
Indiz für eine kommende Konjunktur. Dieser Index, welcher im letzten Monat
wenigstens noch knapp über null (3,2) gestanden hatte, erreichte im August
einen negativen Wert von -30,7. Der Markt jedoch hatte mit einem Wert von 2 gerechnet. Insgesamt schaut es derzeit danach aus, als ob der DAX Index diese Woche ca. 10 % seines Wertes verloren hat.

Ein weiteres, wichtiges Ereignis dieser Woche war das Zusammentreffen von dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ziel dieser Zusammenkunft war es, einen gemeinsamen Kurs für den Umgang mit der augenblicklichen Euro-Schuldenkrise auszuarbeiten. Die Ergebnisse sind wie folgt:

  • eine europäische Wirtschaftsregierung, die sich daraus ergibt, dass die 17
    Staats- und Regierungschefs zweimal im Jahr zusammenkommen, um eine
    gemeinsame Linie festzulegen. Defizitsünder sollen mit dem Einfrieren von
    Fördermitteln bestraft werden.
  • es soll eine Schuldenbremse für alle Staaten der europäischen
    Währungsgemeinschaft geben
  • ebenfalls eine Finanztransaktionssteuer, welche europaweit eingeführt werden soll
  • eine Angleichung der deutschen und französischen Unternehmensbesteuerung
  • zum Thema Eurobonds wurde kein Beschluß gefaßt

Die Ergebnisse sind natürlich nicht das, was sich der Markt erhofft hat und wird, nach Meinung des Argentos Research, auch nicht zu einer Lösung der Schuldenkrise führen.

Ein renommierter Investor und Meister der Volkswirtschaftslehre und Währungen hat sich kürzlich im Spiegel zur europäischen Schuldenkrise geäußert. George Soros, welcher den britischen Pfund und den thailändischen Bath in die Knie zwang, sieht einzig und allein Deutschland in der Position, die Schuldenkrise zu beenden. In einer Krise sei der Gläubiger derjenige, der die Bedingungen diktiere. Bisher habe die Bundesregierung sich jedoch nicht dazu hinreißen lassen. Seiner Ansicht nach sind Eurobonds das einzige Mittel, das zu einem Ende der augenblicklichen Krise führen könnte. Es gibt viele Akteure im Markt, welche mit der Auffassung von George Soros übereinstimmen. Allerdings müßten für solch ein Mittel der erfolgreichen Krisenbehebung zunächst die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Um die Eurobonds erfolgreich zur Krisenbehebung einzusetzen, müßte eine gemeinsame, europäische Wirtschaftsregierung bzw. -aufsicht über die Budgets der einzelnen Euro-Länder wachen.

Die potentielle Einführung der Eurobonds stößt in Deutschland jedoch auch auf Widerstand. Grund hierfür ist die große Sorge der Deutschen, die Eurobonds könnten die Zinsen für Deutschland in die Höhe treiben und Deutschland somit auch zum Nachteil werden. Ob diese Sorge gerechtfertigt ist, läßt sich zum momentanen Zeitpunkt schwer eindeutig beantworten. Allerdings gibt es zwei  wesentliche Aspekte, welche dafür sprechen, dass diese Sorge eher unbegründet ist:

  1. die USA sind höher verschuldet als alle Staaten der europäischen
    Wirtschaftsunion zusammen. Trotzdem ist die Rendite zehnjähriger
    Staatsanleihen ähnlich der der deutschen, zehnjährigen Bundesanleihen
  2. als 1999 der Euro eingeführt wurde, glichen sich die Renditen der
    kurzfristigen Zinsen auf das Niveau der Länder mit den niedrigsten Zinsen
    (Deutschland, Österreich) an (Martin Hüfner, assénagon, Hüfners
    Wochenkommentar) an.

Fazit

Der Markt ist nach wie vor hoch nervös. Die Angst vor einer Rezession in den USA, befeuert durch die Euro-Schuldenkrise und eine folgende Rezession in Europa, beherrscht den Markt.
Das Treffen im Elysee-Palast hat hierauf keine Antwort geliefert. Der Markt
verlangt eine Antwort auf diese Unsicherheiten. Und solange Bundeskanzlerin
Merkel hierauf keine Antwort liefert und der Euro Schuldenkrise, an der sie
laut George Soros nicht nur eine Mitschuld trägt, sondern sogar als ein
Auslöser gewertet werden kann ,weiter ihren freien Lauf lässt, werden die
Märkte weiterhin eine hohe Volatilität aufweisen.

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