Summa Summarum

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Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hat bei seinem Berlinbesuch allen Ernstes vorgeschlagen: Frankreich spart 50 Milliarden Euro, derweil Deutschland 50 Milliarden Euro auf Pump investiert. Wenn ökonomischer Unfug auf politische Nachsicht trifft, nennt man das die deutsch-französische Freundschaft. Vorausgesagt hat dieses Ergebnis Hans A. Bernecker bereits gestern, in seiner täglich erscheinenden, treffenden Analyse:

 

Hans A. Bernecker

Bernecker

Es ist soweit!

Die Pariser Führungsspitze in Sachen Wirtschaftspolitik besucht heute Berlin. Das war abzusehen. Die Leitlinie wurde bereits vorab formuliert: Paris erwartet ein klares Entgegenkommen Deutschlands a) in Sachen Akzeptanz der Überschreitung der Verschuldungsgrenzen und b) eine unmittelbare Hilfe an Frankreich. Im Pariser Jargon ist dies stets eine Frage der großen europäischen Politik. Die klare Formulierung lautet:

„Wenn wir 50 Mrd. Euro sparen sollen, müssen die Deutschen 50 Mrd. Euro mehr ausgeben.“ Nur so lasse sich ein Gleichgewicht innerhalb des Euroraums darstellen. Denn schließlich geht es um die politische Bedeutung Frankreichs. Im O-Ton: „Wir sind nicht nur die zweitgrößte Volkswirtschaft des Euroraums, wir haben auch politisch erhebliches Gewicht, wenn man unsere Fähigkeit zu militärischen Interventionen betrachtet, die Frankreich im Namen von Europa vornimmt.“ Frankreich stehe deshalb in einer besonderen Verantwortung. Schließlich auch:

„Wie auch immer Sanktionen Frankreichs zu gestalten sind (gemeint sind wohl Stabilitäts-Maßnahmen bzw. Spar-Aktionen), sie destabilisieren den ganzen Euroraum.“ Zudem: „Frankreichs Leistungen liegen jenseits aller Wirtschaftsfragen.“ Alles klar?

Dass Deutschland nicht Nein sagen kann, ist selbstverständlich. Kein deutscher Politiker, Wissenschaftler oder Manager eines großen Unternehmens wird es jemals wagen, den Franzosen klar zu sagen, was sie können oder nicht oder was Deutschland so nicht mitmacht. Verklausuliert werden selbstverständlich Hilfskonstruktionen gefunden, wie es sie in den vergangenen 40 Jahren schon mehrfach gab. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber es zeigt, wie europäische Politik funktioniert. Über die verschiedenen Fälle der Vergangenheit ist schon berichtet worden.

Die EZB beginnt in dieser Woche angeblich mit dem Kauf von Staatsanleihen. Wir hegen den Verdacht, dass beides zusammengehört. Auch in dieser Sachfrage hat Deutschland bisher Nein gesagt. Dennoch wird es billigend in Kauf nehmen, dass die EZB dennoch tätig wird.

Der Ankauf von Staatsanleihen an sich birgt keine sehr großen Risiken und enthält bislang nur beschränkte Perspektiven. Zu umgehen wird er dennoch nicht sein. Rund um die Bundesbank und in anderen Forscherteams wird in etwa so gerechnet:

Werden tatsächlich 1 Bio. Euro im Laufe von zwei oder drei Jahren in den Markt gegeben und dafür Staatsanleihen erworben, überwiegend italienische oder auch französische und nur sehr begrenzt auch deutsche nebst sonstigen wie Griechen-Anleihen etc., stellt sich die Frage, wie viel davon in der realen Wirtschaft ankommt.

Die Überschlagsrechnung ergibt: Ca. 20 bis 25 % lassen sich tatsächlich in realen Projekten binden bzw. realisieren. Weitere 20 % entfallen auf Infrastruktur-Programme, wobei die Öko-Energie vermutlich einen besonderen Vorzug erhält. Das gilt sowohl für Windkraft als auch für Solar. Denn solche Projekte lassen sich klar definieren und auch kontrollieren.

Ein weiteres Viertel entfällt auf mögliche Struktur-Investitionen in Straße, Schiene und Wasser. Die Konjunkturwirkung dieser Sektoren ist jedoch nur begrenzt. Denn solche Programme schaffen leider keine dauerhaften Arbeitsplätze. Eine Brücke ist eine Brücke, wenn sie fertig ist, ist alles erledigt, um es in einem Satz zu sagen. Dauerhafte Produktionen lassen sich weder in Italien noch in Frankreich oder Spanien realisieren. Griechenland lohnt keiner weiteren Erwähnung. Damit ist die Wirkung solcher Anreize auf einige Jahre begrenzt und läuft dann aus. Wo bleibt der Rest? Paris sagt es sehr klar und deutlich:

Dieses Geld wird benötigt, um die Haushaltsdefizite der nächsten drei bis vier Jahre zu finanzieren. Der Effekt an den Märkten wird jedoch spürbar werden. New York und Tokio haben es vorgemacht.

Mehr Liquidität schafft umfangreiche Gelegenheiten für Finanzgeschäfte aller Art. Sowohl für Firmenkäufe wie Verkäufe oder Übernahmen und sonstige Kombinationen bis zu einfachen Spekulationen. Das ist keineswegs negativ, sofern die Marktparteien dies ernsthaft nutzen, um Investitionen in der realen Wirtschaft günstig zu finanzieren. In dieser Frage hinkt Deutschland entschieden hinterher. Auch hier kann man eine Schätzung wagen:
Die fünf großen Branchen der deutschen Wirtschaft planen ein jährliches Investitionsvolumen von rund 40 Mrd. Euro bis 2020. Das sind in der Summe knapp eine Viertel Billion Euro. Eine deutliche Ausweitung dieser Volumina lässt sich erreichen, wenn man zusätzliche Liquidität via EZB schafft. Also:

EZB-Liquidität ist so gut, wie sie wirklich genutzt wird. Bleibt Deutschland grundsätzlich bei seiner bisherigen Haushaltsplanung und nimmt den Kapitalmarkt nicht in Anspruch, besteht eine gute Chance dafür, dass Kapitalbildung und zusätzliche Liquidität das deutsche Investitionsklima zusätzlich begünstigen. Darin liegt die Wette für den DAX-Trend für das kommende Jahr.

 

Keine „Strohfeuerprogramme“
Deutsche und Franzosen planen Investitionen

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Deutsche-und-Franzosen-planen-Investitionen-article13814201.html

 

GOLDMAN: We’re Blaming The Stock Market Sell-Off On A Pullback In Buybacks

Read more: http://www.businessinsider.com/goldman-on-buybacks-and-market-volatility-2014-10#ixzz3GlN8pinE

 

USA
· Der US-Markt hat am Montag, etwas stärker bei 1904 Punkten (S&P: 0,9%) geschlossen. Cons Staples (+1,4%), Materials (+1,4%) und Utilities (+1,4%) waren die besten Sektoren, während Industrials (+0,3%), Financials (+0,6%) und Telcos (+0,8%) hinter der Gesamtentwicklung zurückblieben. Die Volumina lagen -11% unter dem 10-Tages- und -3% unter dem 30-Tagesdurchschnitt.
· Die Fed hat Banken gemahnt mehr zu tun um ihr Verhalten und Image zu bessern. Andernfalls drohe die Aufspaltung von Großbanken. WSJ – 20.10.14
· Fed-Beobachter John Hilsenrath meint, die Fed werde den unsicheren Märkten trotzen und geldpolitisch Kurs halten. Hilsenrath hält es für sehr wahrscheinlich, dass die Fed bei ihrem Treffen am 28. und 29. Oktober das komplette Ende des Anleihekaufprogramms beschließen wird. WSJ – 20.10.14
· Apple (AAPL) hat im vierten Geschäftsquartal seinen Gewinn wegen glänzender iPhone-Verkäufe um 13% auf $8,47 Mrd. gesteigert. Das Ergebnis je Aktie betrug $1,42. Analysten hatten mit $1,31 gerechnet. Außerdem gab Apple bekannt, dass es im September eigene Aktien im Wert von $17 Mrd. zurückgekauft hat. Die Aktie legte im nachbörslichen Handel um 1,5% zu und notiert bei $101,3. WSJ – 20.10.14
· AbbVie (ABBV) zahlt Shire (SHP) wegen der geplatzten Übernahme eine „Breakup Fee“ von $1,64 Mrd. Weiterhin gab AbbVie bekannt es werde seine Dividende um fast 17% auf $0,49 je Aktie erhöhen und eigene Aktien im Wert von $5 Mrd. zurückkaufen. WSJ – 20.10.14
· Gewinn bei Texas Instruments (TXN) schnellt in die Höhe. Der Nettogewinn stieg um 31% auf $826 Mio. und damit deutlicher als von Analysten erwartet. Der Umsatz legte um 8% auf $3,5 Mrd. zu. HB – 21.10.14
· Staples (SLPS) untersucht ob es möglicherweise Ziel eines Hackerangriffs geworden ist und Kreditkarteninformationen entwendet worden sein könnten. WSJ – 20.10.14
· US Daily: Fiscal Picture Continues to Improve (Dawsey). GS – 20.10.14
· Heutige Makrodaten (Konsensus): US Existing Home Sales (5,10 Mio.)

ASIEN/EM
· Nikkei: +2.6%; Hang Seng: +0,0%; Shanghai: -0,5%.
· Wie das Statistikamt in China am Dienstag mitteilte, wuchs das chinesische BIP im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,3% (Kons. +7,2%). Der Zuwachs im dritten Quartal ist der schwächste seit dem ersten Quartal 2009, als Chinas Wirtschaft um 6,6% expandierte. WSJ – 21.10.14
· Einzelhandelsumsätze in China sind um 11,6% gestiegen (Kons.: 11,7%) und die Investitionen in Sachanlagen sind um 16,1% gestiegen (Kons.: 16,3%). BBC – 21.10.14
· Die RBA plant, die Zinsen bis 2015 auf niedrigen Levels zu halten, um die australische Wirtschaft zu stimulieren. SMH – 21.10.14
· AngloAmerican plc wurde eine Verlängerung der Lizenz für die Drayton Kohle-Mine von der Australischen Regierung nicht genehmigt. RTRS – 20.10.14

EUROPA
· Die EZB hat mit dem Kauf von Pfandbriefe und Kreditverbriefungen begonnen. Details wurden nicht genannt. HB – 20.10.14
· Im jüngsten Monatsbericht ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal laut Einschätzung der Bundesbank kaum von der Stelle gekommen. Die Wirtschaftsleistung werde auf dem Niveau des Vorquartals oder leicht darüber erwartet. HB – 20.10.14
· Die EU hat ihre Sanktionen gegen das Assad-Regime ausgeweitet. Dazu gehören Kontosperrungen und Einreiseverbote. SPON – 20.10.14
· Christophe de Margerie, Chef von Total, ist bei einem Flugzeugunfall in Moskau getötet worden. Das Flugzeug sei beim Start auf dem Moskauer Flughafen Vnukovo mit einem Schneeräumfahrzeug zusammengeprallt, sagte eine Sprecherin des Flughafens. SPON – 21.10.14
· MorphoSys nimmt durch seine Kooperation mit Novartis erstmals Geld ein. HB – 20.10.14
· BSkyB übernimmt einen deutlich höheren Anteil an Sky Deutschland als zunächst erwartet, da zahlreiche kleinere Aktionäre auf das Übernahmeangebot von BSkyB eingingen. BSkyB hat nun bereits 68,8% der Aktien. HB – 20.10.14
· Heutige Makrodaten: Current Account Balance (Griechenland), Consumer Spending (Niederlande).

 

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