Nach der Zinserhöhung
Die Zeiten für Anleihen werden schwerer
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anleihen-zinsen/nach-der-zinserhoehung-schwere-zeiten-fuer-anleihen-13808543.html
Hans A. Bernecker: Teil 2:
Die FED hat gestern Abend entschieden. Sie beugte sich den Finanzmärkten, wie aus der Kommentierung durch die FED-Chefin gut herauszulesen war. Doch entschieden ist entschieden und mithin unumkehrbar.
Die Märkte reagierten darauf positiv und heute im Verlauf sogar euphorisch. Daran wird erkennbar, wie Finanzmärkte reagieren, was mit den ökonomischen Daten überhaupt nicht übereinstimmt. Landläufig müsste man das Gegenteil annehmen. Daran wird deutlich, in welcher Zwangslage die Notenbanken der Welt heute stecken und demnächst noch mehr stecken werden. Es geht um sehr, sehr viel Geld.
Die Beträge, die in diesem Zusammenhang zu nennen sind, erscheinen so phantastisch, dass sie keiner glauben mag. Fest steht jedenfalls:
Das Volumen der Geld- und Kapitalanlagen auf der Welt ist größer als sämtliche Leistungen der realen Wirtschaft, bereinigt gerechnet oder auf den Dollar bezogen, der dafür die beste Messlatte ist. Die Wirtschaftsleistung kann man mit etwa 75 bis 78 Bio. Dollar annehmen, zu laufenden Preisen. Die Summe des Kapitals liegt jedoch nahe an 100 Bio. Dollar, ohne Immobilien, also letztlich liquides Kapital, wofür die Regel gilt: Maximale Erträge bei hinreichender Sicherheit. Vor 30 oder 40 Jahren lautete die Regel dafür:
Maximale Sicherheit mit hinreichendem Ertrag. Damit hat sich das Gesicht der Märkte weitgehend geändert. Folge:
Mit der amerikanischen Zinswende wurde ein historisches Datum gesetzt, wie gestern bereits erklärt. Die auf den Kopf gestellte Zinskurve rufen wir in Erinnerung. So gut wie jeder Investor der bekannten Größenklassen muss sich nun überlegen, wie er die Schwergewichte neu ordnet. Dafür gibt es den Sammelbegriff vagabundierendes Kapital, worüber sehr schnell entschieden wird, in sehr großen Beträgen und rund um die Welt.
Deutschland spielt in diesem Zusammenhang nur eine kleine Rolle. Tangiert oder betroffen wird es gleichwohl ebenfalls sein. Brechen wir das Ganze auf Deutschland herunter, ergibt sich ebenfalls überschlägig:
Die liquiden Kapitalanlagen aller deutschen Kapitalsammelstellen (Pensionsfonds, Versicherungen, Stiftungen etc.) berechnen sich zum Jahresende auf 3,6 bis 3,8 Bio. Euro. Die Bond-Quote liegt durchschnittlich gerechnet bei ebenfalls 13 %. Bei den Pensionsfonds der DAX-Konzerne deutlich höher, etwa 24 %, bei den Versicherungen (ohne LVs) bei 4 bis 7 %.
Es handelt sich durchweg um Anleihen erster Qualität und dabei weitgehend um Bundes-/Länder-Anleihen, womit dieser Sektor der Hauptfinanzier des ganzen Landes ist. Die Sammelstellen sind in der Beurteilung ihrer eigenen Erträge nun in der Situation, wie sie bei tendenziell fallenden Bond-Kursen und tendenziell steigenden Zinsen das Portfolio so aufbauen, dass am Ende ein Ertrag herauskommt. Also Zinseinnahmen in bar gegen Kursverluste in Bonds im Portfolio-Wert.
Das alles findet nicht in ein paar Wochen statt, aber schrittweise genau so, wie es bislang zu positiven Resultaten führte. In diesem Sachverhalt steckt die eigentliche Zinswende in ihren Wirkungen.
Kein Offizieller dieser Institutionen wird dies offen zugeben. Das kann er gar nicht, weil er damit einen Teil seines Geschäftsmodells infrage stellt. Große Investoren sind darin schon offener. Der berühmteste Investor, Warren Buffett, machte es schon einmal vor. Er reduziert seine Beteiligung an der Münchener Rück von 15 auf 4,6 % und demnächst auf 0 %. Er kassiert einen satten Kursgewinn, angeblich 80 % in etwa sechs Jahren. Aber er weiß natürlich, vor welchen Problemen der größte Rückversicherer der Welt steht.
Von rund 340 Mrd. Euro Kapitalanlagen stecken etwa 95 % in Bonds erster Güte. Anlagetechnisch ist dies per Endverfall gut durchzurechnen und wird keine Verluste erbringen. Aber die stillen Reserven im Bond-Portfolio addierten sich immerhin auf 35 Mrd. Euro, auf die entweder verzichtet wird oder die jetzt zu realisieren sind. Es geht um mehr als den Börsenwert des ganzen Konzerns, nämlich 30 Mrd. Euro. An diesem Beispiel wird klar, wie umfangreich strategische Änderungen demnächst aussehen werden.
Für die Wertpapiermärkte der Welt ist dies grundsätzlich positiv. Allein schon deshalb, weil es zu erheblichen Portfolio-Änderungen führen wird, womit enorme Positions-Korrekturen anstehen, und das ist die Musik für die Märkte insgesamt.
…und hier nocheinmal Teil 1
Hans A. Bernecker: Ab dem 16. Dezember ergibt sich eine spektakuläre Konsequenz:
Stellen Sie alle Zinskurven einfach auf den Kopf oder ändern Sie einfach die Beschreibung einer solchen Rendite-Kurve.
Dem amerikanischen Zinstrend werden alle Länder Europas über kurz oder lang folgen. Dann ergibt sich sowohl für deutsche als auch für englische oder französische Staatsanleihen die gleiche Tendenz. Wahrscheinlich mit einer zusätzlichen Besonderheit:
Wird die Bonität/das Rating eines Landes schneller reduziert, fallen auch die Kurse dieser Staatsanleihen schneller. Bis zur Stunde kann die EZB diese Bonitäts-Abstufung noch verhindern. Muss sie das aber aufgeben, werden Problemländer sehr schnell deutlich höhere Zinsen bewilligen müssen.
Im Markt für Unternehmens-Anleihen findet das Gleiche statt. Hier wirkt die EZB zurzeit nur indirekt in Europa, doch das Vorbild für diese Differenzierungen liefert bereits der amerikanische Markt für Corporate Bonds. Insofern sind die Renditen der Staatsanleihen nur die Leitlinie für alle anderen. Renditen von 7 oder 8 % für durchaus gängige Industrie-Adressen sind keine Utopie. Weitere Konsequenz, wie bereits angedeutet:
Die Zeit der hohen Bond-Quoten für alle Versorgungs-Institutionen ist vorbei. Wie diese aus dieser Konstellation herauskommen, wird ein spannendes Spiel. Eine Reduzierung der Bond-Quoten beeinträchtigt auch das Volumen der Neuemissionen bzw. der Neuverschuldung und mithin die Verwendung von Schuldenkapital insgesamt. Spürbar ist dies bereits am amerikanischen Markt, wo mit Hilfe des berühmten Kaufprogramms der FED eine Bond-Blase aufgebaut wurde, die nun ebenfalls entweder platzt oder planmäßig Luft ablassen muss. Ob dabei Unfälle zu verzeichnen sein werden, ist offen. Diese Entwicklung ist schrittweise zu unterstellen, ohne Panik, dafür aber nachhaltig.
Steigende Zinsen haben für alle Schuldner eine disziplinierende Wirkung. Darin liegt eine der wichtigsten Erkenntnisse und Leitlinien, die im Grundsatz den Asset-Wechsel beschleunigt. Unternehmensfinanzierungen über Aktien werden im Grundsatz attraktiver. Die unseligen Aktien-Rückkäufe, insbesondere amerikanischer Konzerne, indem zu Niedrigst-Zinsen Schulden aufgebaut wurden, um den Aktionären ein freudiges Erlebnis zu bereiten, sind damit ebenfalls beendet. Auf diese Weise wurden Aktien „schön gemacht“, was mit Schulden bezahlt wurde.
Flüchtlingspolitik
Wider die Radikalisierung unserer Gesellschaft!
Devisenmarkt
Argentiniens Peso dürfte nach Freigabe drastisch abwerten
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/devisen-rohstoffe/devisenmarkt-argentiniens-peso-duerfte-nach-freigabe-drastisch-abwerten-13969944.html
Diese Änderungen 2016 sollten Berater und Kunden kennen
http://www.portfolio-international.de/newsdetails/article/diese-aenderungen-2016-sollten-berater-kennen.html
S&P500 2042 (-1,5%), NKY 18987 (-1,9%), HSI 21821 (-0,23%), SHCOMP 3570 (-0,28%), SX5E Future 3312 (+2,06%), EUR/USD 1,0858 (+0,3%), USD/JPY 121,91 (+0,53%), USGov10Y 2,2146% (-0,4%), Gold Spot 1057 (+0,58%), Brent 37,12 (+0,16%)
USA
· Alcoa (AA) und Boeing (BA) schließen eine Vereinbarung in Höhe von $2,5Mrd, in der Alcoa Titanium, Stahl, Aluminium und Nickel-Teile an Boeing liefern wird. BBG – 17.12.15
· Apple (AAPL) CEO Tim Cook kündigt Wechsel in Managementpositionen an und ernennt Jeff William zum neuen COO. WSJ – 17.12.15
· Apple (AAPL) und Samsung (SMSN) kündigen eine Vereinbarung mit UnionPay für Zahlungen in China ab 2016 an. BBG – 18.12.15
· Google (GOOG) hat in diesem Jahr 45% mehr Datenanfragen von der US-Regierung bekommen. BBG – 17.12.15
· Das US-Kriegsveteranenministerium kündigt an, Rewalk Robotics (RWLK) für ihr robotisches Exoskelett zu zahlen, um gelähmte Soldaten das Laufen wieder zu ermöglichen. Die Aktie stieg daraufhin um über 83%. BBG – 17.12.15
· Lockheed Martin (LMT) reicht eine Klage gegen den US-Staat ein, nachdem die Regierung beschloss die Humvee-Kampffahrzeuge zu ersetzen. Die US-Regierung kündigte stattdessen den Kauf von Mehrzweckfahrzeuge in Höhe von $6,75Mrd eines Konkurrenten an. BBG – 17.12.15
· Ariad Pharmaceuticals (ARIA) wird laut Quellenangaben Paris Panayiotopoulos zum neuen CEO ernennen. Vor acht Monaten setzte Investor Alex Denner die Amtsenthebung vom damaligen CEO und Gründer Harvey Berger durch. BBG – 18.12.15
· Transcanada (TRP) rechnet aufgrund von Projektänderungen mit höheren Kosten für die Ölpipeline zur kanadischen Atlantikküste. BBG – 17.12.15
· Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Initial jobless claims) waren tiefer als erwartet (271k vs. cons. 275k). GS – 17.12.15
· Global Markets Daily: Now that the Fed Has Hiked, What Next? GS – 17.12.15
· US Daily: Congress Hands Out the Presents Early. GS – 17.12.15
· Heute gibt es keine nennenswerten Makrodaten.
ASIEN/EM
· Die japanische Zentralbank BoJ beließ den Umfang ihres Konjunkturprogramms unverändert bei JPY80 Billionen pro Jahr, beschloss aber die Bandbreite der Vermögenswerte für Käufe zu erweitern. RTRS – 18.12.15
· Brasiliens Beschäftigungsquote fiel im November auf 3,7%yoy, das reale Einkommen sank um -8,8%yoy und die realen Lohnkosten schrumpften um -12,2%yoy. GS – 17.12.15
· Häuserpreise in China stiegen im November saisonbereinigt um +0,4%mom (+1,3%yoy). GS – 18.12.15
· Die mexikanische Zentralbank hat den Zinssatz zum ersten Mal seit Juli 2008 um +0,25% auf +3,25% erhöht. GS – 17.12.15
· Indonesiens Zentralbank belässt den Leitzins, den Zinssatz der Einlagenfazilität und den Kreditzins unverändert bei 7,5%, 5,5% und 8,0%. GS – 17.12.15
· Chile erhöhte den Leitzins um +0,25% auf 3,5% und deutete weitere Erhöhungen an. GS – 17.12.15
· In Libyen haben Vertreter der Konfliktparteien eine Vereinbarung zur Bildung einer Einheitsregierung unterzeichnet. RTRS – 17.12.15
EUROPA
· Europa: Auf ihrem Gipfel in Brüssel haben die Staats- und Regierungschefs ihre Bereitschaft signalisiert, auf Kernforderungen des britischen Premiers einzugehen. Änderungen des EU-Vertrages soll es aber erst nach einem Referendum im Vereinigten Königreich geben. FAZ – 17.12.15
· Schaeffler (SHA): Wegen Preisabsprachen fordert die EU-Kommission 370 Millionen. An der Prognose für 2015 ändere das jedoch nichts, so der Konzern. HB – 17.12.15
· Siemens (SIE): Joe Kaeser überdenkt die Osram-Beteiligung. Auf die Frage, ob es nicht logisch sei, die restlichen 18 Prozent an Osram nun auch noch zu verkaufen, sagte er: „Wir müssen uns jetzt erst einmal darüber klar werden, welche Intention Osram verfolgt und wie die Strategie umgesetzt werden soll.“ MM – 17.12.15
· Daimler (DAI): Der Vertrag von Dieter Zetsche werde laut Manager Magazin im Februar noch einmal um drei Jahre verlängert, heißt es in Konzernkreisen. Der aktuelle Vertriebsvorstand Ola Källenius soll Zetsche 2019 nachfolgen. MM – 17.12.15
· EDF (EDF) erwartet stabile Umsätze in Frankreich für 2016. BBG – 18.12.15
· RWE (RWE) kann auf Schadenersatz wegen der 2011 angeordneten Stilllegung seines Atomkraftwerks Biblis hoffen, muss aber offenbar deutliche Abstriche bei der Höhe machen. BZ – 17.12.15
· Vivendi (VIV) unterstützt Telecom Italia bei dem Übernahmeangebot für Metroweb. BBG – 18.12.15
· VW (VOW3): Martin Winterkorn steht Insidern zufolge weiterhin auf der Gehaltsliste des Autobauers. Nach dem Rücktritt Winterkorns im Zuge des Abgasskandals sei der bis Ende 2016 laufende Vertrag nicht aufgelöst worden. RTRS – 18.12.15
· Heutige Makrodaten: EU Leistungsbilanz (10:00)
Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag und ein erholsames Wochenende! Have a nice day and weekend!