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Summa Summarum

Aktuell: Merkel läßt morgen im Bundestag über die Erweiterung des Europäischen Rettungsschirms abstimmen und möchte sich damit wahrscheinlich Rückendeckung verschaffen. Die Abgeordneten haben somit 24 Stunden Zeit, sich über die Detaills der Abstimmung zu informieren. Eine sportliche Aufgabe, angesichts dessen, daß sich weltweit führende Wirtschaftswissenschaftler darüber streiten und nicht einigen können. Der EFSF Rettungsschirm soll gehebelt werden, so dass die Haftungssumme auf 1 Billion verdreifacht werden kann. Es ist geplant, dass der EFSF für ausgegebene Anleihen der verschuldeten EU-Länder mit 30% haftet und damit sein Haftungskapital, das ihm zur Verfügung steht, verdreifachen kann. Aus meiner Sicht führt dies zwangsläufig zu höheren Zinsen, da Gläubiger sich ein Risiko immer bezahlen lassen.

EZB soll weiter Staatsanleihen kaufen

Der Euro-Rettungsfonds kann den Ankauf nicht komplett übernehmen, weil sein Volumen auch dann noch zu klein ist, wenn ein Hebel angesetzt wird, erfuhr das Handelsblatt aus diplomatischen Kreisen in Brüssel.

USA

  • Aktienmärkte in den USA erholen sich weiter, S&P 500 +1.29% auf 1254, dank guten Unternehmensergebnissen (u.a. von Caterpillar CAT +5.01%), Übernahmen (Cigna CI kauft Healthspring HS für $3.8 Mrd.; Oracle ORCL kauft RightNow RNOW für $1.5 Mrd.; Mattel MAT kauft
    Hit Entertainment (bekannteste Marke Thomas the Tank Engine) von Apax für $680 Mio) und Hoffnung auf eine Lösung in Europa.
  • Insgesamt weiter dünne Volumina, -5% UNTER 10- und -23% UNTER 30-Tageschnitt. Tagesgewinner Materials +2.33% (stark die Kupfer- und Stahlwerte: Freeport FCX +8%, AK Stell AKS +7.45% und US Steel X +5.99%); dann Financials +2.18% (v.a. Laggards wie CBRE Group CBG
    +9.48%; E*Trade ETFC +5.69%) und IT…. Tagesverlierer Utilities -0.41%, Staples -0.56% (Kimberly Clark KMB -4.5%) und Telcos -0.87%.
  • FedEx (FDX) erwartet dass dieses Jahr 12% mehr Weihnachtspakete verschickt werden als 2010 (232 Mio), zwischen Thanksgiving und Weihnachten werde man wohl 260 Mio. Pakete ausliefern. FedEx profitiert von mehr Online-Käufen, so werden Holiday Sales wohl nur um +2.8% YoY auf $465.6 Mrd. ansteigen, die Online-Käufe aber um 12%.
  • Texas Instruments (TXN) nachbörslich -1.55% auf $31.20: leicht besseres Q3, Umsätze $3.47 Mrd. ist flat QoQ vs Guidance -3 bis -7%, Operating EPS 65 vs Cons 57, Q4 Guidance inline mit Revs -6% bis +2% QoQ, allerdings EPS nur 43-51 Cents vs Cons 52, wir bleiben NEUTRAL, PT $30
  • Amgen (AMGN) nachbörslich unverändert: leicht besseres Q3, inline Umsätze, EPS $1.40 vs Cons $1.29 dank niedrigerer Steuerquote und höherem Aktienrückkauf, für 2011 wurde die Guidance leicht angehoben (EPS nun $5.15-5.30 vs vorher $5-5.20) und das Aktienrückkaufprogramm von $5 auf $10 Mrd. verdoppelt.
  • Netflix (NFLX) –27.8% auf $85.75 nach miss & niedrigerer Guidance: hat mehr Kunden als erwartet in Q3 verloren (insgesamt 800T Kunden auf nun 23.8 Mio in USA), dazu werde man in de nächsten Quartalen Verluste machen aufgrund Start-up Costs für UK und Irland, damit hat NFLX vom Hoch 72% verloren, Mkt Cap nun $4.6 Mrd. vs Peak $16+ Mrd.
  • Unisys (UIS) +22.4% auf $24.51: sehr starkes Q3, bessere Umsätze und damit höhere Margen was EPS von 41.63 brachte vs Cons $0.70
  • Heute kommen Case-Shiller Hauspreisdaten für August, Consumer
    Confidence für Oktober und der Richmond Fed Index.

ASIEN

Asiatische Märkte (abgesehen von Japan und Indien) handeln in der Breite im Plus.

Kupfer-Futures handelten in Shanghai limit-up mit entsprechend positiver Reaktion auf die großen Kupfer-Namen.

  • Die überraschend guten Zahlen des Immobilienentwicklers
    Vanke Co.
    brachten zudem etwas Erleichterung und verflüchtigten teils die
    Bedenken, dass eine langsamere wirtschaftliche Entwicklung und engere
    Geldpolitik zu einem Gewinnverfall führen könnten.
  • Der japanische Finanzminister Jun Azumi warnt weiterhin vor einem zu starken Yen. Er sei bereit erste Schritte einzuleiten, sollte es zu einer übertrieben starken Aufwertung der japanische Währung kommen.
  • Indien erhöhte zum 13. Mal seit Anfang 2010 die Zinsen, signalisierte jedoch, dass im Dezember kein weiterer Schritt anstehe, da man bis dahin mit rückläufiger Inflation rechne.

EUROPA

  • Der Geschäftsführer des internationalen Bankenverbands IIF Dallara hat vor möglichen gravierenden Konsequenzen eines erzwungenen Schuldenschnitts für Griechenland gewarnt. Jeglicher Zwang für die Investoren komme einer Insolvenz gleich so Dallara.  Laut FT verlangen die Eurostaaten eine Ausweitung des Private Sector Involvement (PSI) auf einen 60% Haircut des Nominalwerts während die Banken durch den IIF nur einen 40% Cut des Net Present Value angeboten hätten.
  • Details zur Bankenrekapitalisierung sollen laut Reuters am Mittwoch vorgestellt werden. Der französische Zentralbankgouverneur Noyer sagte, dass französische Banken weniger als €10Mrd. neues Kapital benötigen werden, während der Bundesverband Öffentlicher Banken von einer Kapitallücke von €5,5Mrd. für deutsche Banken ausgeht.
  • Angela Merkel will am Mittwoch den gesamten Bundestag über die geplanten Änderungen am EFSF abstimmen lassen. Laut Spiegel sprach Merkel vor Oppositionsführern davon, dass der EFSF auf über €1000Mrd. gehebelt werden soll. Es seien weiter zwei Varianten im Gespräch: eine Kreditversicherung und ein Fonds der zum Teil vom EFSF garantiert werden soll.
  • Die Deutsche Bank berichtet für Q3 ein Nettogewinn von €725Mio. über Analystenschätzungen von €343Mio. und wiederholt, dass das Ziel von €10Mrd. Gewinn in 2011 nicht mehr zu erreichen sei. Tangible Book Value steigt 5% QoQ.
  • UBS berichtet Q3 Nettogewinn von SFr1,02Mrd., Net New Money im
    Wealth Management lag im Quartal bei SFr7,8Mrd. Die Zahlen beinhalten den SFr1,85Mrd. unautorisierten Trading Loss sowie einen Gain von SFr1,77Mrd. auf die eigenen Verbindlichkeiten.
  • ARM Holdings berichtet Q3 EPS von GBp3,05 über Analystenschätzungen von GBp2,75. Die Guidance für 2011 wird bestätigt.
  • Swedbank berichtet in Q3 einen Nettogewinn von SKr3,48Mrd. über
    Analystenschätzungen von SKr3,02Mrd. und EPS von SKr3,12 über Konsensus von SKr2,70.
  • Volvo berichtet für Q3 einen Nettogewinn von SKr3,8Mrd. unter
    Konsens-Schätzungen von SKr3,99Mrd. Für 2012 erwartet das Unternehmen einen Rückgang der Heavy Truck Verkäufe in Europa um 10%.
  • Puma berichtet Q3 Nettogewinn von €81,7Mio. über Konsensschätzungen von €76,8Mio. und Umsätze von €841,6Mio ebenfalls über Schätzungen von €840,2Mio.
  • Heidelberger Druckmaschienen Gewinnwarnung: das Unternehmen teilt
    mit, dass die Umsatzziele und der geplante positive Vorsteuer-Gewinn wohl nicht erreicht werden können.
  • Transparenzregeln der europäischen Union für Öl, Gas und Minen-Projekte werden härter ausfallen als erwartet schreibt die FT. Der EU-Handelskommissar Michel Barnier werde Details zu den Plänen in Kürze vorstellen so die Zeitung.
  • Heute kommen italienische Einzelhandelsumsätze

Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag!

Summa Summarum

Aktuelle Meldung: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin befürchtet eine Ansteckung der Versicherungswirtschaft durch die Bankenkrise, schreibt die Financial Times Deutschland (FTD). Die Behörde habe die großen, hierzulande tätigen Versicherungen aufgefordert, ihr bis zum 7. November die genaue Höhe ihrer Geldanlagen bei Banken mitzuteilen. Demnach müssten die Gesellschaften alle Formen der Kapitalanlagen bei Geldinstituten beziffern und angeben, ob es sich um unbesicherte oder besicherte Anleihen handele. Die Versicherungen sollen laut FTD zudem melden, wie sich ihre Engagements bei deutschen und ausländischen Staatsanleihen entwickelt haben. (Seite 15, FTD)

USA

  • US Aktien haben die letzte Woche positiv abgeschlossen, der S&P
    500 schloss am Freitag auf den Tageshochs mit +1,9%. Stärkste Sektoren waren Consumer Discretionary (+2,8%), Materials (+2,6%) und Financials (+2,4%), am schwächsten waren IT (+1,3%) und Telecoms (+0,8%).
  • US Regulierer planen laut WSJ heute eine größere Reform des
    Mortgage-Refinancing
    Programms vorzustellen, das Hausbesitzern unter
    bestimmten Bedingungen eine Refinanzierung ihrer Hypothek erlauben soll auch wenn der Wert ihrer Häuser unter den der Hypothek gefallen ist.
    Laut Reuters wird Obama das Programm und weitere Vorschläge diese Woche vorstellen.
  • Die US Treasury denkt laut FT derzeit über die Einführung von Floting-Rate Notes nach um neue potentielle Investoren für US Staatsanleihen zu gewinnen.
  • Fed Vize-Chairman Janet Yellen hat in einer Rede am Freitag kommentiert, dass ein neues Asset-Ankaufprogramm möglicherweise
    denkbar wird wenn die wirtschaftliche Entwicklung dies erfordere.
  • Die argentinische Präsidenten Christina Fernández de Kirchner hat ihre Wiederwahl überraschend deutlich mit 53% der Stimmen gewonnen. Nächster Rivale war der Sozialist Hermes Binner mit 17%.
  • Diese Woche kommen Case/Shiller Hauspreisdaten (Di), Durable Goods
    Aufträge (Mi) und die erste Schätzung für Q3 GDP (Do). Berichten werden
    unter anderem Texas Instruments (Mo nachbörslich); AK Steel, Amazon, US Steel (Di); Boeing, Ford, ConocoPhillips (Mi); Exxon, Coca-Cola, Dow Chemical (Do); und Chevron (Fr).

ASIEN

  • Asiatische Märkte sind deutlich im Plus
    (Nikkei +1,9%, SHCOMP +2%, Hang Seng +4,2%) und reagieren damit positiv auf chinesische Flash-PMI Daten. Shanghai-Copper kann sich von den Verlusten der letzten Woche erholen und liegt 5% im Plus, der Euro ist weiter stark und handelt heute morgen wieder über 1,39.
  • Der HSBC Flash China PMI lag im Oktober mit 51,1 erstmals seit drei Monaten wieder über der Marke von 50 Punkten.
  • Japanische Exporte lagen mit +2,4%YoY im September über Konsensschätzungen von +1%. Importe mit +12,1%YoY etwas geringer als
    erwartet (Cons.: +13%).
  • Japans Finanzminister hat die Märkte erneut vor einer potentiellen Intervention im Währungsmarkt gewarnt nach dem Anstieg des Yens
    auf den höchsten Stand seit dem 2. Weltkrieg gegenüber dem US Dollar.
  • Olympus verlieren den siebten Tag in Folge (-11% heute) nachdem das
    FBI eine Untersuchung der umstrittenen Zahlungen im Zusammenhang mit der Übernahme von Gyrus durch Olympus angekündigt hat. Seit Enlassung des ex-CEOs Michael Woodford am 14. Oktober hat die Aktie damit 56% verloren.
  • China bereitet sich laut FT auf eine deutliche Reduktion in der Zahl der neu installierten Windturbinen vor. Dies könnte die Hersteller der Turbinen schwer treffen so die Zeitung unter Berufung auf Industrieexperten.

EUROPA

  • Der vergangene EU-Gipfel vom Wochenende brachte wenig neue Erkenntnisse und wurde von den Politikern als Zwischenhalt für den nun entscheidenden Mittwoch bewertet. Es bleibt festzuhalten, dass Deutschland sowie Frankreich den politischen Druck auf Italien erhöht und mehr Verantwortung gefordert haben.
    Banken brauchen zur nachhaltigen Stärkung des Bankensystems bis zu
    €108Mrd innerhalb der nächsten 6-9Monate, schreibt die FT.
    Eurogruppen-Chef Juncker bezeichnete die Außenwirkung europäischer Politiker indes als „desaströs“ und forderte klare Entscheidungen. Außen- und/oder Finanzminister treffen sich bis zum kommenden Mittwoch täglich für Diskussionen.
  • Die Diskussion bezüglich einer stärkeren Beteiligung der Gläubiger sei nach Aussagen führender IIF Vertreter weit entfernt von einer Einigung. Es stehen weiterhin die von der Troika angekündigten 60% im Raum. Gläubiger werden höhere Verluste jedoch nur unter klaren Wachstumsplänen akzeptieren, sagte IIF Vertreter Dallara.
  • Europäische Politiker planen die Gründung einer neuen
    Faszilität zum Kauf spanischer und italienischer Bonds – es könnten demnach IWF-Mittel zur Refinanzierung in Frage kommen, schreibt die FT. Demnach seien sowohl ein SPV als auch eine zweite Option zur Garantie von 20% potenzielle Lösungsansätze, sagten italienische Politiker.
  • Jörg Asmussen wurde am Wochenende offiziell zum Direktoriumsmitglied der EZB ernannt und wird zum 01. Januar 2012 die Nachfolge von Jürgen Stark antreten.
  • Die ersten Wahlen in Tunesien nach dem sog. „arabischen Frühling“ haben mit circa 90% eine erwartungsgemäß hohe Wahlbeteiligung gezeigt. Die islamistische Partei Ennahda habe nach Medienberichten die besten Chancen.
  • Die UBS strebt nach Angaben der Züricher Sonntagszeitung eine Eigenkapitalrendite von 10-15% an. Dies werde Interims-Chef Ermotti auf dem Investorentag in New York Mitte November mitteilen.
  • Metro will nach Medienberichten in Anbetracht der laufenden Media
    Markt Korruptionsaffäre den Vorsitzenden beurlauben und damit auf die Vorwürfe reagieren.
  • Die Deutsche Bank wies gestern Gerüchte zurück, wonach sich CEO Ackermann aufgrund seiner Tätigkeit beim IIF zu wenig um das Tagesgeschäft kümmere. Der Manager habe u.a. ein Treffen mit den wichtigsten Führungskräften nur per Video wahrgenommen.
  • Bei EON wächst die Unruhe über den geplanten Abbau von bis zu 11.000 Arbeitsplätzen. Mit Kundgebungen an mehreren deutschen Standorten wollen Mitarbeiter in den kommenden Tagen und Wochen ihre Unzufriedenheit verdeutlichten. Die Kritik am Management nimmt
    angesichts des bislang noch nicht vorliegenden Sparkonzeptes zu.
    In der Nacht zum Sonntag sei zudem unabhängig davon ein Brand in einem
    schwedischen AKW ausgebrochen, das anschließend heruntergefahren worden ist.
  • Kabel Deutschland wehrt sich dagegen, anderen Unternehmen einen Zugriff auf sein Netz zu gestatten. „Für eine Zugangsregulierung gibt es überhaupt keine Handhabe“, sagte CEO von Hammerstein. Die Kabelgesellschaften seien mit ihren zwölf Prozent Anteil im Breitbandmarkt weit von einer marktbeherrschenden Stellung entfernt.
  • Volkswagen soll Medienberichten zufolge schneller zum größten
    Automobilhersteller der Welt aufsteigen, als bisher erwartet. Es könnte nach
    Prognosen bereits dieses Jahr klappen, schreibt die FTD.
  • Conergy CFO Biedenkopf werde von seinem Sonderkündigungsrecht
    Gebrauch machen und das Unternehmen Ende Februar verlassen, teilte das Unternehmen am Sonntag mit.
  • Roche bietet deutschen Krankenhäusern an, das Geld für ihr eigenes Krebsmedikament Avastin zu erstatten, sofern kein Heilungsprozess zu
    sehen ist. (SZ)
  • Pernod-Ricard und Diageo könnten nach Bloomberg Berichten Interesse
    an einer Jim Beam-Übernahme haben und mit $11Mrd potenziell die größte M&A Aktivität des Sektors seit 6 Jahren einleiten.
  • Faurecia 3Q Umsätze stiegen um 16% auf €3,8Mrd. und konnten die
    allgemeinen Erwartungen um ca. 1% übertreffen. Die Guidance für das Gesamtjahr wurde bestätigt.
  • TomTom berichtet 3Q Zahlen – Umsätze €336Mio vs. Consensus €303,
    Net Income €29Mio. vs. Consensus €16Mio.; die Ergebnisse für das Gesamtjahr sollen am oberen Ende der Guidance liegen.
  • Heute kommen u.a. PMI Zahlen in Frankreich (09Uhr) und
    Deutschland (09.30Uhr).

Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag!

Summa Summarum

ROUNDUP/Aktien Frankfurt Eröffnung: Dax sehr schwach – Vorgaben und Griechenland


GRIECHENLAND WIRD SPARZIEL VERFEHLEN  

Für neue Unsicherheit sorgte außerdem die Meldung vom Wochenende, dass der Schuldensünder Griechenland sein für dieses Jahr gestecktes Sparziel verfehlen wird. Das Defizit könne nicht wie mit der EU, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank verabredet auf 7,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gedrückt werden, gab das griechische Finanzministerium am Sonntagabend bekannt. Stattdessen würden 8,5 Prozent erwartet. Ursache sei der Konjunktureinbruch. Ein Börsianer wertete die Nachricht aus Athen als negativ und verwies dabei auf den Kursverlauf des Euro, der am Morgen auf den tiefsten Stand seit acht Monaten abgesackt war. Analyst Cameron Peacock von IG Markets meinte: „Die große Frage ist nun, was die Märkte von weiteren Verlusten abhalten könnte.“

Impulse könnten im Handelsverlauf noch vom Treffen der Euro-Finanzminister kommen, die zu Wochenbeginn in Luxemburg über die griechische Schuldenkrise sprechen werden.
Goldpreisentwicklung unter Einberechnung der Inflation seit 1970
Ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag !

Vom Vertrauen zur Hoffnung

Eigentlich ist das Prinzip des Geldes, auf eine erbrachte Leistung eine Gegenleistung zu bekommen. Zumindest stand dies am Ende des Tauschhandels, als der Erbringer einer Leistung eine Muschel erhielt, auf der die Einheiten seiner erbrachten Leistungen stand und die er, frei nach seinen Bedürfnissen, beim Bäcker oder Metzger oder Schmied usw. gegen Waren oder Dienstleistungen eintauschen konnte. Als Münzen aus Silber und Gold die Muscheln ablösten und, aufgrund ihrer Seltenheit, allgemeine Akzeptanz fanden, war dem allgemeinen Warenverkehr und Tauschhandel gegen Edelmetalle die Tür geöffnet. Die Deckung einer Währung in Gold und die Sicherheit, die in diesen Münzen konservierte Leistung wieder in eine dem Wert entsprechende Gegenleistung eingetauscht zu bekommen, schaffte Vertrauen und ist noch gar nicht so lange her. Erst im 20. Jahrhundert wurde, zuletzt durch Nixon 1971, endgültig die letzte Bindung einer Währung an Gold aufgehoben. Die Gründe dafür haben wir bereits in etlichen der letzten Investmails diskutiert. Seit Aufhebung der Garantie eines Staates, Geld zu einem festen Umrechnungskurs in Gold einzutauschen, mußte das Vertrauen in die Werthaltigkeit einer Währung durch Zentralbanken garantiert werden und die Besitzer dieses Geldes die Hoffnung haben, dass diese verantwortungsvoll damit umgehen. Das Prinzip eines Sparers beruht auf dem Verzicht auf Konsum zu Gunsten seiner Zukunft, in der der Sparer eine erbrachte Leistung (z.B. den Lohn seiner Arbeit) konservieren möchte, um in der Zukunft (z.B. Alter) dies nachzuholen (Gegenleistung). Er muß darauf vertrauen können, dass der Wert der erbrachten Leisung aus der Vergangenheit erhalten bleibt und in der Zukunft wieder eintauschbar ist. Seit Aufhebung der Goldbindung ist dies nicht gerade ein leichtes Unterfangen, da ein Schädling, den man unter der Goldbindung des Geldes noch nicht kannte, der Kaufkraft des Geldes zusetzt; man nennt diesen INFLATION. Die aktuelle statistische Inflationsrate liegt lt. dem Statistischen Bundesamt bei 2,9%. Rechnen wir noch die zu leistende Abgeltungssteuer auf unsere Einnahmen, die wir durch unsere Geldanlage abführen müssen, hinzu, dann sind sämtliche Geldanlagen, die weniger Ertrag als 4% zur Zeit abwerfen, ein Minusgeschäft und führen nicht dazu, dass unser Vertrauen und Hoffnung, unsere Leistung konserviert zu bekommen, erfüllt werden. Die Tatsache, dass Anleger aus Aktien fliehen, die auf ihr eingesetztes Kapital 6% bis 10% Dividende zahlen und in Anlagen flüchten, die ihnen 0,5% bis 1,9% Zinsen zahlen, zeigt, dass das Vertrauen in die Märkte klein und das Vertrauen auf die mündlichen Garantien unserer Regierung weiterhin groß ist. Lieber nehmen Anleger, nach Abzug der Abgeltungssteuer und Inflationsrate, ein Minus von im MIttel 2,1% p.a. in Kauf, was bei einer Anlagezeit von 10 Jahren, also dem mittleren Verlauf einer gewöhnlichen Baufinanzierung, immerhin einem Kaufkraftverlust 18,8% und in 20 Jahren einem Kaufkraftverlust von 34% entspricht. Da soll doch einer mal sagen, dass unsere Steuern zu hoch und unser Verdienst zu gering ist. Dies geschieht zur Zeit in unserer Republik völlig freiwillig und ohne Zwang! Herr Schäuble kann, sollten nicht erschwerende Ereignisse hinzu kommen, z.B. die Pleite von Griechenland, Portugal, Irland, Italien etc., für die wir mit unserem Vermögen geradestehen, berechtigte Hoffnung haben, dass Deutschland sich entschulden kann. Allerdings bekommt das Vertrauen in der Bevölkerung Risse, denn lt. einer aktuellen repräsentativen Umfrage von Infratest Dimap gehen zwei Drittel der Deutschen davon aus, dass die Bundesregierung angesichts des Ausmaßes der Krise den Überblick verloren habe. Bereits im Frühsommer untersuchte das Institut für Demoskopie Allensbach für die FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) das Vertrauen der Deutschen in den Euro und stellte fest, dass 71% der Deutschen weniger, kaum oder sogar gar kein Vertrauen in die Gemeinschaftswährung haben. Das bedeutet, dass die Zutaten für eine klassische Wärhungskrise angerichtet sind. Wie wir bereits am Anfang des Artikels herausgearbeitet haben, ist das wesentliche Merkmal, dass eine Währung seit Aufhebung der Garantie in den Eintausch von Gold besitzen muß, Vertrauen. Keine Spekulation der Welt kann einer Währung etwas anhaben, so lange der Sparer bereit ist, an der Währung festzuhalten. Der französische Franc hat in den 20iger Jahren zwei massive spekulative Attacken überlebt, weil das Volk das Vertrauen in seine Währung nicht verlor. Das Vertrauen in den Euro erodiert und wie weit dieser Erosionsprozeß bereits fortgeschritten ist und wie groß ein Ereignis sein müsste, um eine Währungskrise auslösen zu können, vermag niemand zu sagen. Italiens Premier Berlusconi wirkte nach den „Italienwochen“ an den Rentenmärkten verschreckt. Voller Entschlossenheit wurde ein Sparpaket geschnürt und wieder aufgeschnürt, nachdem die EZB (Europäische Zentralbank) begann, zur Stützung Italiens italienische Anleihen zu kaufen. Die Zinssätze für Italien sanken wieder, allerdings auch der Sparwille Italiens. Es bedurfte sicherlich ein Messer auf der Brust Berlusconis, das bereits die ersten Schichten seiner Haut ritzte, dass er die Aufschnürung des Sparpakets wieder rückgängig machte, allerdings sehr halbherzig und typisch italienisch. In den letzten Wochen und Monaten gab es bereits massive Kapitalabflüsse von griechischen, spanischen und italienischen Banken. Griechische Banken wären längst pleite, wenn die EZB nicht diesen gigantische Kreditpakete abgenommen hätte. Spanische Banken dienten der EZB sogar die Verwertungsrechte am Spitzenstürmer Ronaldo als Pfand für frisches Geld an. Diese frisch geschaffenen EZB Euros sind zur Zeit noch ohne Probleme in Franken, Dollar, Gold oder Londoner Luxusimmobilien zu tauschen. Falls die frisch gedruckten Notenbankgelder in der Binnenwirtschaft zu zirkulieren beginnen, erzeugen sie Teuerung, wie in den USA und Großbritannien. Falls die frisch gedruckten Summen von ihren Besitzern vor allem genutzt werden, um aus dem Währungsraum zu fliehen, dann erschafft die EZB mit ihrer Druckerpresse gerade den Treibstoff für eine Währungskrise. Allgemein kann man sagen, dass keine der bedeutenden Notenbanken mehr potitisch unabhängig ist, sondern selbst Teil des politischen Systems geworden ist. Damit haben diese ein wichtiges Gut verspielt, die Glaubwürdigkeit. Kommen wir wieder zum Anfang dieses Artikels zurück: Wenn nicht mehr geglaubt werden kann, dass für einen Geldschein, für ein Kontoguthaben oder für den Gegenwert einer Staatsobligation morgen, übermorgen oder in einem Jahr ein Kilo Brot, eine Arztrechnung oder ein Haus bezahlt werden kann, dann ist das Geld wertlos.

Geld=Leistung=Gegenleistung=Vertrauen=Hoffnung

Was bleibt ist die Hoffnung!

An der Börse wird geläutet!

An der Börse wird zum Ein- und
Ausstieg nicht geläutet. -Oder doch?

An der Börse wird zum Ein- und Ausstieg nicht geklingelt, heißt eine dieser gängigen Börsenweisheiten. Jedoch können geschulte Ohren manchmal ein vernehmliches Geläut hören. An einem warmen Märztag des Jahres 2000 war der Börsengang von Lycos Europe und erregte damals große Aufmerksamkeit. Die Gesellschaft war ein Joint Venture der amerikanischen Lycos-Gesellschaft und der deutschen Bertelsmann-Gruppe. Lycos Europe hatte alles, um ein Börsenstar zu werden: Ein Portal, einen klangvollen Namen, etablierte Geschäftsbereiche, Phantasie für die Zukunft, klangvolle Eltern – es passte einfach alles. Dennoch sackte der Börsenkurs direkt nach der Emission unter den Ausgabekurs, so etwas hatte es vorher nicht gegeben. Offenbar wurde das Papier nicht gekauft, nur die Kurspflege der Emissionsbanken hielt es über Wasser. Zum Emissionskurs wurde das Unternehmen mit 10 Mrd. D-Mark bewertet, das galt damals als Schnäppchen. Tagelang dümpelte der Kurs von Lycos Europe vor sich hin, während die Aktien AOL, Yahoo, Mobilcom und Intershop munter haussierten. Fehlgeschlagene Neuemissionen können klassische Wetterleuchten sein, die regelmäßig kurz vor Börsencrashs auftauchen. Rund zwei Wochen später begann der Nasdaq-Crash. Fassungslos standen Passanten vor den Leuchttafeln am Madison Square und sahen, wie Aktien von Yahoo und AOL in den freien Fall übergingen. Der große Nasdaq-Crash begann. Das tagelange „Dümpeln“ des Newcomers „Lycos Europe“ war für informierte Investoren so etwas wie ein „Glockengeläut“, das eine neue Börsenphase einläutete.

Heute beginnt eine wieder neue Marktphase, Bond-Guru Mohammed El-Erian sprach gar von Beginn einer neuen Ära. Das Glockengeläut am Markt war in den letzten Wochen schlicht unüberhörbar. Die Börsenweisheit, dass am Markt zum Ein- und Ausstieg nicht geläutet wird, stimmt offenbar gar nicht, man muss nur gut hinhören.

Was ist passiert? Der US-Schuldenstreit wurde am Dienstag gelöst. Ein sichtlich ermattet wirkender US-Präsident annoncierte den asiatischen Märkten vor Eröffnung, dass die Mehrheitsführer beider Parteien und beider Häuser einen Kompromiss gefunden hätten. Die Erleichterungsrally blieb aus. Stattdessen setzten weltweit Aktienverkäufe ein, spanische, italienische und sogar dänische Staatsanleihen kamen auf die Verkaufszettel. Aus Italien setzte eine massive Kapitalflucht in den Franken ein, die charttechnische Widerstände einfach wegspülte. Der Goldpreis überwand mit Leichtigkeit bisherige charttechnische Widerstände, stieß am Mittwoch bis 1670 vor  und die Notenbank Südkoreas gab bekannt, Gold als Devisenreserve zu kaufen. Politik und Geldpolitik in Europa fanden mit schlafwandlerischer Sicherheit alle Fettnäpfchen, die es gab.

EU-Komissionspräsident Barroso demontierte in einem Brandbrief die Beschlüsse des letzten Euro-Gipfels. Ein zunehmend nervös wirkender Notenbankchef Trichet verpatzte die Kommunikation seiner neuen Käufe von Staatsanleihen und löste einen Börsencrash aus. Am Ende einer Woche dichter Ereignisse entzog S&P den USA das AAA-Rating.

Jedes dieser Ereignisse ist ein Symbol für eine bestimmte Entwicklung. Verdichtet man diese Entwicklungen, so zeigt sich das Bild einer neuen Marktphase. Das Läuten der Glocken ist unüberhörbar.

Aber der Reihe nach. Zuerst der Blick nach Amerika. In sprichwörtlich letzter Minute konnte im US-Schuldenstreit ein Kompromiss erzielt werden. Trotz der Einigung bleibt die Frage, warum die USA den Flirt mit der Staatspleite in Kauf nahmen. Doch keine externe Kritik konnte so am Ruf der Treasuries so
kratzen, wie der hausgemachte US-Schuldenstreit. Ähnlich wie Japan kann die USA derzeit ihre Schuldenlast nur deshalb tragen, weil die Zinsen niedrig sind.
Jede Steigerung der Zinshöhe würde eine klassische Schuldenspirale in Gang setzen. 2010 verfügten die USA monatlich im Schnitt über 184 Mrd. Dollar an Einnahmen und gaben 372 Mrd. Dollar aus. Um Zinsen zu sparen, wurde ein sehr großer Teil der rund 15 Billionen Dollar Schulden nur kurzfristig finanziert. Je kürzer die Laufzeit, umso geringer ist der Zinskupon von Anleihen. Seit drei Jahren steigen die Summen, die monatlich zur Umschuldung anstehen deswegen an. 465 Mrd. Dollar müssen die USA alleine im August umschulden. Das ständige
Umschulden kurzfristiger nahezu zinsloser Verbindlichkeiten lief in den letzten
drei Jahren wie eine gut geölte Maschine (dabei weiß jedes Unternehmen, dass das finanzieren von lanfristigen Verbindlichkeiten mit kurzfristigen Krediten tödlich ist). Auch beim kleinsten Ruckeln dieser Maschine treffen jedoch Verbindlichkeiten in atemberaubender Höhe auf vergleichsweise niedrige Steuereinnahmen. Finanzminister Geithner hat sich in den letzten Tagen bei über 20 großen Bondhändlern rückversichert, dass sie auch im August in gewohnter Stärke bei den Emissionen frischer US-Staatsanleihen mitbieten wollen. Geithner war offenbar genau so nervös wie viele Anleger.

Die Erhöhung des US-Schuldenlimits löste Erleichterung aus.
Das Szenario eines ungeordneten Zahlungsausfalls der USA war einfach zu
hässlich. Dennoch bleiben ernsthafte Blessuren. Weltweit werden sich Anleger,
die US-Treasuries bisher als eine andere Art von Bargeld ansahen, die Einnahme
und Ausgabeseite der USA unter die Lupe nehmen und angesichts der
„griechischen“ Finanzlage der Supermacht schmerzhafte Erkenntnisse gewinnen.

Die größten Einschnitte des US-Budget-Kompromisses werden beim Militär gemacht. Das mag richtig sein, unterhöhlt aber eine wichtige Säule des Supermachtstatus der USA. Wenige Stunden nach der Verabschiedung des
US-Sparpakets berichtete Bloomberg, dass die südkoreanische Notenbank rund 25 Tonnen Gold gekauft hat. Der Zeitpunkt war zufällig, die Reihenfolge besaß
jedoch Symbolkraft. Kaum ein Land weltweit ist so sehr von der Schutzmacht USA abhängig wie Südkorea. Die südkoreanische Hauptstadt Seoul liegt innerhalb der Reichweite nordkoreanischer Artillerie, die Vereinigten Staaten sind
Schutzmacht und der wichtigste Exportmarkt für die Südkoreaner. 261 Mrd. Dollar Devisenreserven hat das boomende Korea angehäuft, sie gehören zu den größten Devisenreserven weltweit. Länder wie Kolumbien, Jamaika oder die Ukraine benötigen Devisenreserven, um die Landeswährung zu verteidigen oder Öl zu kaufen. Südkorea, Japan und China besitzen gigantische Devisenreserven, weil sie ihre Landeswährung seit Jahren absichtlich schwächen. Wann immer die Nachfrage nach Exportgütern so stark wurde, dass die Landeswährungen aufwerteten, druckten die Notenbanken frische Landeswährung. Mit dem frisch gedruckten Geld kauften die asiatischen Notenbanken an den Märkten Dollar. Das Überangebot an Landeswährung senkte den Preis der Landeswährung. So verhinderten die asiatischen Exporteure die Aufwertung ihrer Währungen, förderten Exporte und häuften groteske Dollarberge an.

Südkorea ist mehr als ein Verbündeter der USA, manche Kommentatoren bezeichneten Südkorea als Vasallen. Dass dieses Land nun US-Staatsanleihen abstößt, um seine Goldreserven zu verdreifachen, symbolisiert den Aufstieg von Gold als Reservewährung, den Abstieg des Dollar und die Relativierung der USA als potente Schutzmacht. Noch 2009 war das ganz anders. Als 2009 die Notenbanken von Indien, Mauritius, Sri Lanka und Bangladesh Gold akkumulierten, erklärte man in Seoul, dass man keinerlei Pläne dieser Art habe und auf den Dollar setze. Es hat sich etwas geändert seit 2009.

Ein Blick nach Europa. Die Halbwertzeiten europäischer Rettungsmaßnahmen werden immer kürzer. Eine Woche nach der Installation einer Euro-Transferunion und der darauf folgenden Erleichtungsrally gerieten spanische und italienische Staatsanleihen wieder auf die Verkaufslisten. Beide Länder zahlen nun mehr als sechs Prozent Zinsen. Zur Erinnerung: Als Griechenland 2010 erstmals mehr als fünf Prozent Zinsen zahlen musste, sprach Premier Papandreou von „barbarischen Zinsen.“

Bei Zinshöhen von sechs Prozent sind Spanien und Italien davon befreit, ihre Anteile in den Euro-Rettungsschirm ESFS einzuzahlen. 750 Mrd. Euro umfasst der „Euro-Rettungsschirm“. Für rund 130 Mrd. Euro des Rettungsschirms stehen Italien und Spanien gerade. Beide Länder gehörten bisher zu den größten Einzahlern in den Fond. Falls sie auf die Nehmerseite wechseln, bricht das Konstrukt zusammen. Die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ titelt über den Euro-Gipfel treffend: „109 Milliarden Euro für eine Woche Ruhe.“

Die fiskalische Lösung der Euro-Schuldenkrise erweist sich als brüchig. Drei Wochen nachdem die EZB eine fiskalische Lösung der Schuldenkrise erzwang, musste sie wieder mit Bondkäufen beginnen. Die Märkte wären auch mit
einer politischen Union Europas und einer Vergemeinschaftung der Schulden
zufrieden. Eine vollständige politische Union mit Schuldenunion wäre in den
meisten Euro-Ländern jedoch nur mit Hilfe eines Staatsstreichs durchsetzbar.

In Spanien und Italien führten die Ereignisse der letzten Wochen zu einem formidablen Bank Run. Banken, die vom Cashabzug betroffen sind, werden durch die Zentralbank EZB flüssig gehalten. Die EZB hat in Griechenland Erfahrung gesammelt, illiquide Banken liquide zu halten. Jede Bank hat nur ein paar Prozent der Kundeneinlagen flüssig verfügbar. Nach Handelsblatt-Angaben verwalteten Banken im Euroraum 2009 rund 9 Billionen Euro Kundeneinlagen, rund 260 Mrd. Euro waren flüssig verfügbar, also 2,88 Prozent. Den Rest haben die Banken verborgt. Als griechische Kunden mehr als diese 2,88 Prozent bei ihren Banken abzogen, begannen griechische Banken damit, ihre Kreditforderungen in Pakete zu packen. Diese Pakete wurden bei der EZB als Sicherheit hinterlegt, die Notenbank gab den Griechen im Tausch für diese Sicherheiten frisch gedruckte Euros. Die Griechen lagern diese Euros inzwischen unter dem Kopfkissen, tauschten sie in Franken oder kauften Londoner Immobilien, als gäbe
es kein Morgen.

In Spanien läuft es derzeit ähnlich, ein besonders skurriler Fall wurde gerade öffentlich. Eines der Kreditpakete, das spanische Banken bei der EZB zu Bargeld machen möchten, heißt „Madrid Activos Corporativos V“. Besichert ist das 770 Mio. Euro Paket unter anderem mit Real Madrids Starstar Christiano Ronaldo. Real Madrid hatte den Fußballstar einst auf Kredit gekauft. Als Sicherheit diente nicht das Stadion, nein als Sicherheit diente Ronaldo persönlich. Falls Real Madrid in Schwierigkeiten geraten sollte, wäre der Transfer von Ronaldo zur EZB perfekt. Das klingt exotisch, aber genau so kam die Bayerische Landesbank nach der Pleite von EM TV zu einem Aktienpaket der Formel 1.

Woche für Woche nimmt die EZB frische Kreditpakete in ihre Bilanz und hält damit die Banken flüssig. Was mit den liquiden Euros passiert, die italienische Banken ihren Kunden aushändigen, lässt sich im Kanton Tessin besichtigen. Betuchte Italiener bringen ihr Geld in die Schweiz. Italienische Finanzpolizisten stehen auf den Parkplätzen Tessiner Banken und notieren die Nummern italienischer Autos.

Die Kapitalflucht aus Italien in die Schweiz ist vermutlich die mächtigste Fluchtbewegung, die die Eurokrise bisher gesehen hat. Italiener haben etwas, was weder Spanier noch Griechen haben: eine wirklich hohe Sparquote und eine Sparkultur! Für vermögende lombardische Geschäftsleute gehört die Kapitalflucht in die italienischsprachige Südschweiz zu den gelernten Reflexen. Der Franken ist das Gold der Italiener. Und das nicht nur „gefühlt“. Als die Lira in den 70ern besonders heftig inflationierte, war der Franken noch goldgedeckt (diese wurde per Volksentscheid im Jahre 2000 abgeschafft und die Schweizer Nationalbank verkaufte 50% ihrer Goldreserven. Aufgrund des immensen Anstieges des Schweizer Franken, besitzt heute der Franken jedoch fast wieder eine Golddeckung. Das Gegenteil ist bei US$ und EURO der Fall, die gegenüber Gold immer mehr an Wert verlieren!!!).

Tag für Tag sorgt die Kapitalflucht in die Schweiz für steigende Frankenkurse. Die berüchtigten Devisenspekulanten hätten sicherlich beim Kurs von 1,10 Franken Gewinne mitgenommen und eine Ruhepause eingelegt. Doch in Panik geratene Anleger tauschten trotz des irrwitzigen Kurses weiter Euros in Franken, als gäbe es morgen die Lira oder Devisenverkehrsbeschränkungen. Als der Euro an einem Tag 2,88 Prozent verlor und auf 1,08 Franken fiel, zog die Schweizer Notenbank die Notbremse. In einem – für Notenbankverhältnisse – adrenalingetränkten
Kommunique machte die Schweizer Notenbank deutlich, dass die Grenze ihrer
Toleranz überschritten wurde. Spekulanten zogen sich zurück, nahmen Gewinne
mit, der Euro erholte sich: für einen Tag. Danach fiel der Euro bis 1,075 Franken.

Die Mehrzahl der Menschen begreift immer noch nicht, dass wir in einer Währungskrise sind. Der Spiegel titelt: „Euro-Talfahrt stürzt Franken in Währungskrise.“ Richtig ist es genau umgekehrt: „Euro-Währungskrise stürzt Schweiz in Wirtschaftskrise.“

Aus dem Abverkauf an den Aktienmärkten wurde am Donnerstag ein klassischer Crash. Notenbank-Präsident Trichet kündigte auf einer Pressekonferenz an, wieder Staatsanleihen der Euro-Peripherie-Länder zu kaufen.
Die EZB kann Geld in beliebiger Menge drucken, damit kann sie Staatsanleihen
kaufen und die Kurse der Staatsanleihen stabilisieren. Großbritannien und die
USA halten sich so seit zwei Jahren über Wasser. Die Bondanleger tauschen ein
Ausfallrisiko gegen Kaufkraftverlust der Währung. Die Märkte sehen Bondkäufe
zwar derzeit eher positiv, aber Trichet kommunizierte seinen plötzlichen Schwenk so ungeschickt, dass Marktteilnehmer die neuen  Bondkäufe der EZB als Panikreaktion interpretierten. Der deutsche Tec-Dax brach zeitweise über 8 Prozent ein, die brasilianische Börse fiel um 10 Prozent. Der marktbreite S&P-500-Index, der 500 Unternehmen enthält, notierte mit den größten Verlusten seit dem mörderischen Sell-Off des Frühjahrs 2009. Das sind Dimensionen, die dem großen Nasdaq-Crash nicht nachstehen.

Der EU-Kommissionspräsident befeuerte die Unsicherheit an den Märkten. Er machte einen Brief publik, den er an alle Regierungschefs der Euro-Zone geschickt hatte. Barroso stellt in diesem Brief die Ergebnisse des Euro-Gipfels massiv in Frage. Die deutsche Financial Times schreibt: „Für Investoren ließen diese Zeilen nur eine Deutung zu: Das Geld im Fonds zur Rettung und Sicherung der Währungsunion reicht nicht, die Beschlüsse des Euro-Gipfels von vor gerade einmal zwei Wochen sind offensichtlicher Murks. Mit den Äußerungen heizte der Kommissionspräsident die große Unsicherheit der Händler weiter an, der DAX rutschte tiefer, italienische und spanische Staatsanleihen wurden abgestoßen.“

Ach so, eines noch: Barroso beklagt außerdem die undisziplinierte Kommunikation in der Eurozone. Sapperlot, ich glaube, so etwas nennt man „Chuzpe“.

Am Freitagabend nach Börsenschluss traf die Meldung ein, dass die führende Ratingagentur Standard & Poors den USA die Top-Bonitätsnote AAA entzieht und den Ausblick senkt. Ein Teil des Sell-Offs der letzten Woche dürfte sich aus Insiderverkäufen von Marktteilnehmern speisen, die diese Information schon vor drei Tagen kannten. Das alles ist kein surrealistischer Alptraum, nein es passiert gerade. In diesem Umfeld sind 1600 Dollar für eine Unze Feingold doch recht wenig Geld. Zumindest mag sich das die südkoreanische Notenbank in der Vorwoche gesagt haben. Der Goldpreis schoss am Montagmorgen über die Schwelle von 1700 Dollar hinweg, Unzenmünzen im deutschen Handel notieren bei rund 1270 Euro.

Zur Markttechnik: Der vor ein paar Wochen prognostizierte Eintritt in die volatile Marktphase hat sich vollzogen, die in den Vorwochen skizzierten Szenarien sind derzeit im „Life-Modus“. Falls es schon jetzt eine „Flucht ins Gold“ größeren Ausmaßes geben sollte, darf mit Gegenmaßnahmen regulatorischer Art gerech-net werden, die einen Teil der Goldanleger verschrecken könnten. Angesichts rekordhoher Goldpreise ist es derzeit spottbillig, sich gegen Preisrückgänge abzusichern. Wer sich nicht als hartgesottenen Spekulanten, sondern als Anleger sieht, kann physische Goldpositionen derzeit zu Mini-Preisen nach unten absichern.