Summa Summarum
Das Argument, Gold kostet Lagerkosten, zieht nicht mehr – denn das trifft nun auf Geld bei der Bank auch zu!
http://www.fundresearch.de/Nachrichten/Konjunktur/2016-08-11-14-50-Anleger-kaufen-so-viel-Gold-wie-nie-zuvor-in-erster-Jahreshaelfte.121310.html
Die EZB verlangt seit dem Frühjahr 0,4 Prozent Gebühren, wenn die Banken Geld bei ihr parken. Damit will man die Geldhäuser zwingen, mehr Kredite zu vergeben. Ein Tabubruch bleibt selten allein und so gibt jetzt mit der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee erstmals ein Geldhaus den Strafzins weiter. Wenn man den Deutschen ihre Sparsamkeit austreiben will, dann hat EZB-Chef Draghi alles richtig gemacht.
Hans A. Bernecker: Es ist so weit!
Mit einer ersten Frist von ein paar Wochen oder Monaten kommt keine Bank mehr daran vorbei, statt Zinsen auf Konten zu zahlen die Gebühren für die Kontoführung zu erhöhen. Die ersten Institute begannen vor einigen Monaten und nun beginnt die Breitenwirkung. Wo die Gebühren im Einzelnen landen werden, lassen wir völlig offen. Es geht um die Einschätzung dessen, was geldpolitisch geplant war und von der EZB auch umgesetzt wird und die Folgen.
Wenn Banken kein Geld einkaufen können und dafür Zinsen zahlen, denn das ist die Passivseite jeder Bank, konnten sie bislang darauf hoffen, dass die Sparer aus Gewohnheit irgendwie dabeibleiben. Einfach mangels anderer Gelegenheiten, die Liquidität irgendwo zu horten. Gebühren führen dazu, dass die Sparer nachdenken werden, ob sich dies lohnt. Man kann argumentieren, dass für die Gebühren eine Dienstleistung seitens der Bank erbracht wird, nämlich für Überweisungen etc., was nun Schritt für Schritt darauf ausgedehnt wird, dass diese Leistungen einzeln zu bezahlen sind.
Damit wird die Bank grundsätzlich in ihrer Funktion in einer Volkswirtschaft in Frage gestellt. Im Grunde ist sie bereits überflüssig und FinTechs aller Art sind die Ausweichmöglichkeiten, die es inzwischen zu mehreren Hundert gibt. Die gesamten Finanztransaktionen von Privat wie Gewerblich/Geschäftlich geraten damit aus der Kontrolle der geldpolitischen Institutionen.
Die einen freuen sich über die große Transparenz und Beweglichkeit solcher Systeme, die anderen denken darüber nach, wie sich das Geldsystem unter diesen Verhältnissen künftig steuern lässt.
Die EZB ist vor Jahren angetreten, unter dem Dach des Euro einen möglichst großen Geld- und Kapitalmarkt zu schaffen, wofür sie selbst die Steuerung in der Menge und hinsichtlich der Zinsen in die Hand zu nehmen gedachte.
Diese Übersicht hat sie inzwischen längst verloren. Sie weiß noch nicht einmal, wie hoch die Geldmenge in der gesamten Eurozone ist und wie sie im Einzelnen verteilt ist. Es gibt lediglich Summen von einzelnen Notenbanken der Länder, mit denen schlicht nichts anzufangen ist. Damit ist sichergestellt, dass keine Institution einen wirklichen Überblick darüber hat, was geldpolitisch täglich passiert.
Zurück zur Bank-Gebühr: Eine Politik, die den Grundsatz des Zinsertrags in Frage stellt, stellt sich selbst in Frage. Geld kann man nur kontrollieren, wenn man den Geldertrag im Griff hat.
Wie dies schieflaufen kann, zeigt Italien: Jeder, der bei einer italienischen Bank ein Konto hat, kennt die Praxis. Die Banken leben nicht von den Zinsen, weder im Aufwand noch im Ertrag, sondern von den Gebühren. Damit löst sich das Zinsgeschäft von der Qualität des Kreditnehmers in nicht unerheblicher Art, weil die Bank dazu neigt, Gefälligkeitskredite zu gewähren, die der Kreditrisikobewertung entzogen sind. Auf diese Weise entstanden riesige Berge von Gefälligkeitskrediten auf lokaler Ebene, klein wie groß, die in den bekannten Größenordnungen von 360 bis 500 Mrd. Euro geschätzt werden, was niemand genau weiß.
Der Zins ist seit eh und je eine der wichtigsten Kontrollstellen für Geld auf der Soll- oder Haben-Seite. Gibt es keinen Zins, entgleitet der Bank diese Kontrolle, womit sie keine Bank mehr ist, sondern nur noch eine Drehscheibe für Geldbewegungen, die, wie bereits erwähnt, eine Geldmengensteuerung nicht mehr zulässt.
Lässt sich so etwas durchhalten? Die Amerikaner hatten die bekannte Idee, Geld zu drucken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das ist bislang nicht gelungen. Die EZB folgte dieser Überlegung, indem sie ebenfalls Bonds von den Banken kaufte, um diese zu bewegen, Kredite herauszugeben. Genau das tun sie aber nicht, wie die Statistik belegt, weil sie keinen ordentlichen Zins dafür bekommen, der dem Kreditrisiko genügt. Was also machen sie mit diesem Geld?
Soweit bisher bekannt, investieren sie in liquide Anlagen, also solche, die jederzeit in Geld zu wandeln sind. Das sind Anleihen oder auch Gold und Aktien, jedenfalls nicht in Kredite, wie beabsichtigt. Damit ist das ganze System wie eine Scheibe, die sich schnell dreht, aber keine Erträge bringt.
Wie lange lässt sich so eine Politik rechtfertigen? Eine Übergangszeit als Notbehelf ist jederzeit vertretbar. Wird sie aber zur Dauer-Einrichtung, wird das gesamte Geld- und Kreditgebäude innerhalb eines Landes oder einer Volkswirtschaft zu einem Nullsummen-Spiel, wo eines nicht mehr funktioniert: Auch im Bankgeschäft muss E>A sein, also Ertrag größer als Aufwand. Wenn diese simple Formel nicht mehr greift, funktioniert die wichtigste Pumpe einer Volkswirtschaft nicht mehr, diejenige für Geld. Daran ist nichts zu ändern.
S&P500 2186 (+0,47%), NKY 16917 (+1,09%), HSI 22743 (+0,72%), SHCOMP 3019 (+0,54%), SX5E Future 3047 (+0,13%), EUR/USD 1,1141 (+0,04%), USD/JPY 102,06 (-0,1%), USGov10Y 1,5423% (-1,09%), Gold Spot 1340 (+0,11%), Brent 46,34 (+0,65%)
USA
· San Franciscos Fed-Präsident John C. Williams sprach sich für eine Leitzinsanhebung in diesem Jahr aus, da sich die Arbeitsmarktbedingungen verbessert hätten und die Inflation ansteigen würde. RTRS – 11.8.16
· Große Banken an der Wall Street baten die Fed, ihnen weitere fünf Jahre Zeit zu geben, um den Volcker Regulierungen nachzukommen. RTRS – 11.8.16
· NVIDIA (NVDA) erzielte in Q2 einen Nettoertrag von $253Mio und Umsätze von $1,43Mrd (vs. cons $1,35Mrd). Die Aktie gewann nach Börsenschluss 2,38%. BBG – 11.8.16
· Die EU leitete ein Kartellverfahren bezüglich der geplanten Fusion von Dow Chemical (DOW) und DuPont ein. Nachbörslich verlor die Aktie von Dow Chemical -0,45%. WSJ – 11.8.16
· Nordstrom (JWN) erzielte in seinem letzten Quartal einen Gewinn von $0,67 pro Aktie und übertraf damit die Erwartungen von $0,57 pro Aktie. Die Umsätze beliefen sich auf $3,65Mrd. Die Aktie gewann nachbörslich 10,6%. BBG – 11.8.16
· Microsoft (MSFT) kaufte den Livestreaming-Spieledienst Beam, der in die Xbox Sparte eingegliedert werden soll. FT – 11.8.16
· SL Green (SLG) verkaufte einen Anteil i.H.v. 40% eines mit $2,6Mrd bewerteten Hochhauses in Manhattan, New York. BBG – 11.8.16
· US Daily: Oil Prices and the Labor Market GS – 12.8.16
· USA: Import Prices Unexpectedly Rise; Initial Claims Edge Down GS – 11.8.16
· Heutige Makrodaten: PPI – Ex Food & Energy (+0,1%), Producer Prices, Retail Sales (+0,5%), U. of Michigan Consumer Sentiment – Provisional (92,5)
ASIEN/EM
· Die Börsen in Thailand bleiben heute geschlossen.
· China
o Die wirtschaftlichen Aktivitätsindikatoren des Landes blieben im Juli hinter den Erwartungen zurück. So stieg die industrielle Produktion um +6,0%yoy (vs. cons +6,2%yoy), die Einzelhandelsumsätze um +10,2%yoy (vs. cons +10,5%yoy) und die Anlageinvestitionen um +8,1%ytd yoy (vs. cons +8,9%ytd yoy). Vor allem die Anlageinvestitionen fielen dabei schwächer aus als erwartet, bspw. stiegen die Infrastrukturinvestitionen um +11,5%yoy, während sie im Juni noch um +21,6%yoy gestiegen waren. GS – 12.8.16
o Die geplanten Kürzungen der Kohleproduktion blieben bisher hinter den Erwartungen zurück. So ging die Kohleproduktion zwar im Juli um 95Mio Tonnen zurück, erreicht damit aber nur rund 38% der für dieses Jahr geplanten Kürzungen. RTRS – 11.8.16
· In dem thailändischen Touristenort Hua Hin sind zwei Bomben explodiert, zwei weitere an anderen Orten. Dabei wurden mindestens eine Frau getötet und bis zu 20 Personen verletzt. Es wird vermutet, dass eine islamistische Regierungsopposition den Anschlag zu verantworten hat. RTRS – 12.8.16
· Mexiko: Die Notenbank ließ den Leitzins wie erwartet unverändert bei 4,25% und sprach sich dabei zwar relativ zufrieden über die Inflationserwartungen aus, nannte jedoch ebenfalls verschiedene Risikofaktoren, wie z.B. eine Abwertung der Währung, die genau beobachtet werden müssten. GS – 11.8.16
· Der Internationale Währungsfonds will Ägypten mit einem 12Mrd-schweren Kreditpaket unter die Arme greifen. Das Programm hat dabei eine Laufzeit von drei Jahren und soll helfen das Haushaltsdefizit und die Verschuldung des Landes zu verringern. RTRS – 11.8.16
· Die Notenbank in Chile ließ den Leitzins des Landes wie erwartet den achten Monate in Folge unverändert bei 3,50%. Der Ausblick fiel dabei neutral aus, während er zuvor noch etwas in Richtung einer restriktiveren Geldpolitik deutete. GS – 11.8.16
· Ebenfalls unverändert blieb der Leitzins in Peru. So behielt die Notenbank den aktuellen Leitzins von 4,25% bei und entsprach damit den Erwartungen. Die Kommentare fielen dabei neutral aus, während sie zuvor mögliche Zinserhöhungen andeuteten. GS – 11.8.16
· Die Notenbank in Neuseeland stimmte einer Verschiebung des Wirksamwerdens der neuen Regelungen zur Vergabe von Hypotheken zu. Somit müssen die vorgeschriebene Eigenkapitalquoten für Darlehensnehmer erst einen Monat später als zuvor geplant ab dem 01. Oktober eingehalten werden. RTRS – 11.8.16
· Heutige Makrodaten: Argentinien Consumer Price Index, Brasilien IBC-BR Monthly GDP, Kolumbien Monetary Policy Meeting Minutes
EUROPA
· Italien: Matteo Renzi erwägt ein neues Konjukturpaket um die italienische Wirtschaft zu stärken und seine Chancen beim November Referendum zu stärken. FT – 12.08.16
· Glencore (GLEN) hat den Plan eine Kupfermine in Chile zu verkaufen auf Eis gelegt, da der angestrebte Preis von $500Mio nicht erreicht werden konnte. RTRS – 11.08.16
· GFK (GFK): Vorstandschef Matthias Hartmann und Aufsichtsratschef Arno Mahlert treten überraschend ab. HB – 12.08.16
· Restaurant Group (RTN) hat mit Andy McCue einen neuen CEO, der Danny Breithaupt ersetzt. BBG – 12.08.16
· Vodafone (VOD) ist laut BBG nicht an einer TalkTalk Übernahme interessiert. BBG – 11.08.16
· Airbnb zahlt in Frankreich durch ein legales Schlupfloch nur knapp €70.000 Steuern: Das Geld der Kunden geht nicht an den französischen Ableger, sondern an zwei Gesellschaften mit Sitz in Irland und Großbritannien. HB – 11.08.16
· Stabilus (STM): 3Q Umsatz steigt um 14% auf €182,8 Mio, adj Ebitda um 14,9% auf €31,6 Mio. Erwartete FY 2016 Umsätze bei €730Mio und eine adj. Ebit Marge zwischen 13,0-13,5%. BBG – 12.08.16
· Carl Zeiss (AFX): 9m Umsatz stieg um 6,7% auf €798,6Mio (adj. um FX 4,5%), EPS €0,83 vs €0,64 y/y. Bestätigung des FY Umsatzausblicks zwischen €1,08Mrd – €1,12Mrd. BBG – 12.08.16
· Deutsche Wohnen (DWNI): 1H undiluted EPRA NAV/Aktie €25,04 (Anstieg um 8,8% y/y), FFO I (nach Minderheitsbeteiligungen) €196,7Mio (Anstieg um 37,8% y/y), adj. Ebitda €266,5Mio (Anstieg um 18,3% y/y). Erhöhung der 2016 Guidance: FFO I über €380Mio vs vorher €360Mio, Dividende €0,73 vs vorher €0,70. BBG – 12.08.16
· Talanx (TLX): 1H Ebit steigt um 4,8% auf €1,1Mrd, Bestätigung der Guidance mit Net Income von €750Mio. BBG – 12.08.16
· Deutsche Pfandbriefbank (PBB): 2Q Netto Interest Income €93Mio vs Vorjahr €116Mio, Vorsteuer €42Mio vs Vorjahr €61Mio, Bestätigt Vorsteuer Prognose, allerdings gerineres FY Netto Interest Income. BBG – 12.08.16
· Heutige Makrodaten: 08.00 CET Deutschland Harmonized CPI (GS + 0.4%) und BIP; 09.00 CET Spanien Harmonized CPI (GS -0.6%); 10.00 CET Italien BIP; 10.30 CET UK Construction; 11.00 CET Euro area BIP (GS + 0.3% qoq) und Industrie Produktion.
· European Economics Daily: Surprise ECB easings signal bad news – redux GS – 11.08.16
Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag und ein erholsames Wochenende! Have a nice day and weekend!