Summa Summarum
Währungskrieg
Die gefährliche Flucht in den US-Dollar
http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/waehrungskrieg-die-gefaehrliche-flucht-in-den-us-dollar-/11435944.html
Hans A. Bernecker
Der Aufstand der Zwerge!
In Europa zeichnet sich ein neues Kräfteverhältnis ab. Davon war bislang kaum die Rede. Doch die zugespitzte Diskussion rund um das Thema Griechenland löst nicht nur Emotionen aus, sondern sehr klare politische Interessenlagen.
Europa funktioniert in allen Gremien nicht mit der Stimmenmehrheit, sondern mit der Einstimmigkeit. Lediglich im Fall der EZB war bislang bekannt, dass es im Rat von 19 Staaten nebst den Präsidenten unterschiedliche Mehrheitsverhältnisse gab, wofür es aber keine direkten Abstimmungen erforderte. In der Regel wurden Relationen von etwa fünf bis sechs Falken zu dem Rest der Tauben gezählt. Das scheint sich zu ändern.
Mindestens sechs kleine EU-Mitglieder werden jedem weiteren Hilfsprogramm für Griechenland widersprechen. Die drei Balten sowie Finnland und wohl auch Österreich nach der kürzlichen Abstufung des Ratings. Dazu kommen Portugal und Spanien nach den infamen Unterstellungen des griechischen Ministerpräsidenten, wonach diese beiden Länder sich in den kürzlichen Diskussionen sehr klar gegen jede Griechenland-Hilfe gewendet hatten. Die Rechnung ist nachvollziehbar:
Für diese kleinen Länder sind Beträge von einer halben Milliarde Euro sehr viel Geld. Für sie ist es nicht akzeptabel, dieses Geld an die Griechen zu zahlen bzw. darauf zu verzichten, dass schon geleistete Beiträge (ESM) verloren gehen. Ihr klares Nein ist mithin auch eine Frage des Selbstverständnisses gegenüber der eigenen Bevölkerung.
Die Mehrheit der Griechen-Schulden liegt inzwischen nicht mehr bei den privaten Gläubigern, sondern bei öffentlichen. Wenig oder gar nicht bekannt ist, wer diese sind, nämlich ESM und die Begleitfonds dazu in der Größenordnung von etwa 240 bis 260 Mrd. Euro innerhalb des ESM-Rettungsschirms im Bewilligungsrahmen von 430 Mrd. Euro. Darauf zielt der Schuldenschnitt der Griechen ab. Sie wollen per 30.06. erreichen, dass der ESM auf einen Teil dieser Schulden offiziell verzichtet oder über unendliche Anleihen inoffiziell verzichten muss. Das trifft alle Staaten, insbesondere die Kleinen, sehr hart. Darauf zielt Athen zu Recht und mit guten Chancen.
Gibt es keine Einheits-Entscheidungen mehr, so entfallen alle Entscheidungen schlicht ins Wasser. Dann bedeutet dies eine nicht mehr funktionierende EU-Kommission. Dass man damit die Europa-Gläubigen erpressen kann, liegt auf der Hand. Es scheint so, dass Finanzminister Schäuble genau dies ahnt.
Er hat die Verlängerung der Hilfen zugesagt. Die Begründung im Bundestag war dünn, jedoch unmöglich anders zu formulieren, um das Gesicht zu wahren. Beharrt er als Jurist lediglich auf der Erfüllung der Bedingungen, so ist es eine Frage der Geduld, darauf zu warten, wie die „Zwerge“ sich verhalten. Sie haben politisch nichts zu befürchten und riskieren gar nichts. Die Deutschen und andere können das Gesicht wahren und zuschauen.
Mag sein, dass dies im Moment etwas spekulativ klingt, aber es entspricht der politischen Logik. Denn selbstverständlich kann Berlin nicht die EU platzen lassen. Der politische Schaden wäre zweifellos beträchtlich, weniger in der Sache als in den Gefühlen und der Öffentlichkeit, was die deutsche Regierung verständlicherweise sehr scheut. Andere Länder oder Regierungen hätten keine Hemmungen, dies zu riskieren. Die Briten am allerwenigsten, obwohl sie in diesem Zusammenhang nicht Mitglied der Eurozone sind.
Es empfiehlt sich, die Stimmungslage der „Zwerge“ genauer zu verfolgen. Alle genannten Länder und deren politische Vertreter zeichneten sich letzthin dadurch aus, dass sie sehr höflich, aber bestimmt ihre Meinung zum Thema Griechenland gesagt haben. Sie machen nicht den Eindruck zu jonglieren. Das ist glaubhaft.
USA
· Der US-Markt hat am Montag im Plus bei 2117 Punkten geschlossen (S&P: +0,61%). Cons Disc (+1,2%), Tech (+0,9%) und Healthcare (+0,8%) waren die besten Sektoren, während Utilities (-2,0%), Energy (-0,7%) und Telcos (+0,1%) hinter der Gesamtmarktentwicklung blieben. Die Volumina lagen -1% unter dem 10-Tages- und -18% unter dem 30-Tagesdurchschnitt.
· Barack Obama hat Chinas Pläne für strengere Regeln für ausländische Technologiekonzerne kritisiert. Er sei besorgt über das geplante Anti-Terror-Gesetz, das weitreichende Folgen für US-Firmen habe. Nach dem Gesetzentwurf müssten Technologiekonzerne den chinesischen Behörden Zugriff auf ihre Verschlüsselungscodes geben und Hintertüren in ihre Programme einbauen, die eine Überwachung durch die Chinesen erlauben. HB – 03.03.15
· Palo Alto Networks (PANW) hat stärkere als erwartete Quartalszahlen vorgelegt, aufgrund der starken Nachfrage für Cybersecurity-Produkte. So hat der Verlust für das abgelaufene Quartal $43 Mio., nach $39,9 Mio. im Vorjahr betragen. WSJ – 03.03.15
· Hewlett-Packard (HP) hat seine größte Übernahme seit Jahren angekündigt. Für Aruba Networks bietet HP $24,6 je Aktie, womit sich die Offerte samt Schulden auf insgesamt $3 Mrd. beläuft. HB – 03.03.15
· Google (GOOGL) hat angekündigt einen Wireless Service anzubieten, was zu Spannungen zwischen Google und den klassischen Anbietern von Wireless-Produkten führen könnte. Google sagte aber dies würde nur im kleinen Umfang passieren und solle nicht in Konkurrenz zu den großen Anbietern von Wireless Service stehen. WSJ – 03.03.15
· Global Markets Daily: Why Greece Can’t Just Print Drachmas. GS – 02.03.15
· US Daily: Q&A on Recent Manufacturing Data. GS – 02.03.15
· Heutige Makrodaten (Konsensus): Wards Total Vehicle Sales (16,70 Mio.)
ASIEN/EM
· Nikkei: -0,1%; Hang Seng: -0,3%; Shanghai: -1,6%.
· Japan: Die Januardaten zeigen einen Anstieg der Löhne um 1,3%. Insbesondere die Basisgehälter legen signifikant um 0,8% yoy zu (Dez.: 0,2%). GS – 3.3.15
· Die australische Zentralbank hat den Leitzins unverändert bei 2,25% belassen – trotz der Anzeichen einer sich abschwächenden Wirtschaft. Die RBA wies jedoch hin, dass sie den Easing Zyklus fortsetzen wird, sollte der AUD nicht signifikant abwerten oder sich die Wirtschaft deutlich erholen. GS – 2.3.115 Das australische Leistungsbilanzdefizit liegt im 4Q2014 bei -9,6 Mrd. AUD (-2,4% des BIPs). GS – 2.3.15
· Koreas Inflation fällt im Februar auf 0,5% yoy, dem niedrigsten Wert seit Juli 1999. Der Druck für die Bank of Korea eine Zinssenkung in Betracht zu ziehen steigt. GS – 2.3.15 BBG – 3.3.15
· Die thailändische Headline-Inflation liegt auch im Februar bei einem negativen Wert von -0,5% (Jan.: -0,4%). Diese Entwicklung wird primär durch einen geringeren Anstieg der Lebensmittelkosten beeinflusst. GS – 2.3.15
· Indonesien: Die Headline-Inflation fällt im Februar moderat auf 6,3% yoy (Jan.: 7,0% yoy). Die Haupteinflussfaktoren sind hierbei geringere Lebensmittel- und Transportkosten. GS – 2.3.15 RTRS – 2.3.15
· EM Macro Daily: More relief, more polarisation among EM high yielders GS – 2.3.15
EUROPA
· Griechenland: Die Eurogruppe dementierte angebliche Gespräche über ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland im Volumen von bis zu €50 Mrd. Der spanische Wirtschaftsminister Guindos hatte zuvor erklärt, in der Euro-Zone liefen derzeit Gespräche über ein solches Programm. RTRS – 3.3.15
· Ukraine: Die Regierungschefs von Russland, der Ukraine, Deutschland und Frankreich sind sich einig, dass die OSZE eine noch stärkere Rolle bei der Beobachtung des Waffenstillstands und des Waffenabzugs spielen soll. RTRS – 3.3.15 Russland und die Ukraine haben sich in ihrem Gasstreit unter Vermittlung der EU auf eine Verlängerung der Lieferungen bis Ende des Monats verständigt. HB – 3.3.15
· Merck: Q4 Umsatz €3,04 Mrd. (kons. €2,94 Mrd.); adj. Q4 EBITDA €878,4 Mio. (kons. €856,2 Mio.); die Dividende soll €1,0 je Aktie betragen, dies entspricht den Erwartungen der Analysten. (BBG – 3.3.15)
· RWE-Chef Terium setzt sich über die Bedenken von Großbritannien hinweg und verkauft die Tochter Dea für €5,1 Mrd. an russische Investoren. Die Regierung in London kann den Verkauf nicht verbieten, sie kann dem Käufer aber Förderlizenzen entziehen. RTRS – 2.3.15
· Deutsche Bank: Co-CEO Fitschen sowie seine Vorgänger Ackermann und Breuer müssen sich ab Ende April wegen Betrugsverdachts vor Gericht verantworten. RTRS – 2.3.15
· VW liefert im Januar und Februar erstmals mehr als 1,5 Mio. Fahrzeuge aus. (BBG – 3.3.15)
· Evonik: Q4 Umsatz €3,23 Mrd. (kons. €3,18 Mrd.); Q4 adj. EBITDA €442 Mio. (kons. €433 Mio.); Die vorgeschlagene Dividende entspricht mit €1,0 je Aktie den Erwartungen. (BBG – 3.3.15)
· Bogner: Private-Equity-Firmen wollen den Sportbekleidungshersteller für €300 Mio. übernehmen. HB – 2.3.15
· Ipsen: FY14 Nettoergebnis €154 Mio. (kons. €173 Mio.); Dividende entspricht mit €0,85 je Aktie den Analystenerwartungen. (BBG – 3.3.15)
· Heutige Makrodaten: DE: Einzelhandelsumsatz für Januar (8:00)
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