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Summa Summarum

USA

  • Der S&P 500 konnte auf Grund starker Makro-Daten 0,32% auf 1215 Punkte zu legen. Negative Kommentare von IWF-Chefin Lagarde zur Lage der globalen Wirtschaft setzten die Märkte jedoch am Nachmittag unter Druck.
  • Utilities (+1,4%), Healthcare (+1,1%) und Staples (+1,0%) waren die Tagesgewinner, während Technologie (-0,3%) und Energie (-0,2%) am schlechtesten abschnitten.
  • Die Volumina lagen 2% unter dem 10-Tages- und 10% unter dem 30-Tagesdurchschnitt.
  • IWF-Chefin Lagarde warnt vor steigender „wirtschaftlichen Isolation und Protektionismus“ und verweist auf die Geschehnisse in den 30-er Jahren. Sie sagte außerdem, dass keine Volkswirtschaft der Welt vor der aktuellen Krise immun sei und dass die Krise nur von allen Ländern gemeinsam beendet werden könne. Link
  • Fitch hat das Rating von drei US- und sechs europäischen Banken gesenkt. Der Schritt wird mit den gestiegenen Auswirkungen verstärkter Regulation und den Unruhen an den Finanzmärkten begründet. Link
  • Die Demokraten zeigen sich bereit, anstatt über eine jährliche Verlängerung der Einkommenssteuererleichterungen, eine temporäre (2-monatige) Verlängerung zu akzeptieren. Link
  • Adobe: Die Aktie konnte nachbörslich 7,6% zu legen, nachdem das Unternehmen starke Umsatzerwartungen für das erste Quartal (USD1,03 Mrd. – USD1,08 Mrd.) vorlegte. Link
  • Research in Motion: Das Unternehmen gab bekannt, dass die neue Generation BlackBerrys an statt im ersten Quartal, erst „Ende 2012“ auf den Markt kommen wird. Gewinn- und Umsatzannahmen lagen ebenfalls unter den Analystenerwartungen. Die Aktie gab im erweiterten Handel 8,3% ab. Link
  • Amgen Inc: Der langjährige CEO Kevin Sharer wird im Mai zurücktreten. Nachfolger wird der derzeitige CIO Robert Bradway. Link
  • Im heutigen US-Daily betrachten unsere Analysten die langfristige Entwicklung des US-Immobilienmarktes: nach einem Rückgang der Häuserpreise bis Mitte-2012 um ca. 3,5% erwarten sie eine Stabilisierung der Preise.
  • Heutige Makro-Daten (Konsensus in Klammern): Konsumentenpreise (+0,1%), CPI – Ex Food & Energy (+0,1%) und CPI NSA (226,221).

ASIEN

  • Die Märkte in Asien liegen am letzten Handelstag der Woche überwiegend im Plus und reagieren auf die positiven Vorgaben aus der westlichen Welt. (Nikkei +0,3%; HangSeng +1,2%; Shanghai Comp +1,2%). Unbestätigte Gerüchte um eine weitere Reduktion der RRRs treiben zusätzlich die Märkte.
  • Chinas Handelsminister Chen zeigt sich für das kommende Jahr nicht übermäßig optimistisch und erwartet eine Abschwächung bei der Wachstumsrate der Exporte. Der verwies vor allem auf die Entwicklung in 2011, wo die zweite Jahreshälfte deutlich schwächer war. Link
  • Fitch hat gestern als erste der drei großen US Ratingagenturen die Volkswirtschaft Indonesien auf Investment Grade hochgestuft. Das starke Wachstum sowie eine relativ geringere Verschuldung waren die genannten Argumente. Link
  • Indien könnte zeitnah konkrete Schritte ergreifen, um die Entwicklung der Wirtschaft zu beschleunigen und einer noch stärkeren Abschwächung vorzubeugen. Der Leitzins wurde bei der heutigen Sitzung vorerst unverändert gelassen. Link
  • Die Exporte in Singapur lagen heute mit 1,6%yoy über Consensus -1,2%yoy.

EUROPA

  • UK Premier David Cameron wurde, trotz seiner Absage sich an Rettungsmaßnahmen zu beteiligen, zu Gesprächen zur Verwendung verschiedener EU Institutionen zur Durchführung der EU-Rettungsmaßnahmen eingeladen. Link
  • Italiens Parlament wird heute in einem Schnellverfahren über das von Premier Mario Monti ausgearbeitete Rettungspaket über €30Mrd abstimmen. Die Debatte beginnt heute morgen um 10 Uhr und die finale Abstimmung ist für 19:30 Uhr angekündigt  Link
  • Frankreichs Zentralbank-Chef Christian Noyer hat in einem Interview mit der Le Telegramme das französische AAA-Rating verteidigt in dem er darauf verwies, dass die ökonomischen Fundamental Daten in den UK schlechter seien. Link
  • EZB Chef Draghi hat die Ergebnisse des letzten EU Gipfels gelobt und diese als Durchbruch gewürdigt. Zusätzlich betonte er erneut, dass die EZB nicht den Kauf an Staatsanleihen erhöhen wird. Link
  • Frankreichs sozialistischer Präsidentschaftskandidat und Umfragen führender François Hollande hat angekündigt im Fall seiner Wahl die EZB direkt um Hilfen zu bitten, da er diese als einzige Institution sieht die in der Lage ist die Eurokrise zu lösen. Link
  • EFSF Offizielle diskutieren darüber ob tatsächlich im Prospekt für die beschlossenen Euro-Zonen Bail-Out Instrumente die Nennung des Auseinanderbrechens der Euro-Zone als mögliches Risiko deklariert werden soll. In einem ersten Entwurf war dies bisher so vorgesehen. Link
  • Das Ergebnis des FDP Mitgliederentscheid zum ESM wird heute Nachmittag bekannt gegeben. Laut Handelsblatt gab es jedoch im Vorfeld Berichte über ein Scheitern der Abstimmung auf Grund der hohen Anzahl an ungültigen Stimmen. Link
  • Spanien konnte gestern fast ein doppelt so hohes Volumen an Anleihen platzieren als zunächst geplant. Die Nachfrage war trotz der weiter anhalten schwierigen Refinanzierungskonditionen überraschend hoch gewesen. Link
  • Die Schweizer Zentralbank SNB wird weiterhin die Kopplung des Wechselkurses des Schweizer Frankens an den Euro bei 1,20 belassen. Link
  • Deutsche Bank plant einen Teil ihres globalen Asset Management Geschäfts zu einem Preis von €2Mrd zu verkaufen. Link
  • E.ON Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen hat in einem Interview mit der ARD einen möglichen Nettoverlust für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Gleichzeitig plant E.ON €1Mrd in einen neuen Offshore-Windpark in der Nordsee zu investieren. Link Link
  • Lufthansa hat laut Konzernführung sein Cargo Geschäft in China auf Grund des extremen Wettbewerbs auf den Prüfstand gestellt und behält sich einen möglichen Rückzug aus diesem Markt vor. Link
  • BMW und Daimler werden nach eigener Einschätzung auf Grund der starken Margen bei der Einführung der Importzölle in China glimpflich davon kommen. Link
  • SAP plant bereits zu Anfang des kommenden Jahres den Chef des kürzlich übernommenen Cloud-Anbieters Success factors in den SAP-Vorstand einzubeziehen. Link
  • Barclays plant laut FT ein deutsches Immobilienportfolio im Wert von 1 Mrd. EUR an Private Equity Käufer wie Blackstone zu veräußern. Link
  • Heute sprechen u.a. EZB Chef Draghi und EFSF Chef Regling auf einer Konferenz in Rom. (09Uhr)

Endspurt! Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!

Summa Summarum

Eilmeldung: Laut Frank Schäffler, FDP: Schulden Griechenlands sinken von 355 auf 255 Mrd €, das sind nicht 50 sondern 28 %. Verschuldung zum BIP ist dann noch 128%, mehr als 2009.

+++ EU Gipfel: Ausweitung des PSI auf 50% Haircut ++ 106Mrd.
Bankenrekapitalisierung bis Juni 2012 ++ EFSF Leverage mit Kreditversicherung
und SPV ++ viele Details noch offen ++ Details siehe Europateil +++

USA

  • Noch vor dem Ende des EU Gipfels haben US Aktienmärkte im Plus geschlossen (S&P500 +1%), Stärkste Sektoren waren Energy (+2,3%) und Financials (+2%), schwächste IT (+0,4%) und Consumer Discretionary        (-0,4%).
  • Die Fed ist weiterhin sehr kritisch gegenüber höheren Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufen bei US Banken
    berichtet das WSJ. So seien geplante Auszahlungen an Aktionäre von JP Morganund MetLive Inc. erst kürzlich von der Fed verboten worden.
  • Eine mögliche Änderung der Kommunikationspolitik der Fed wird das kommende Meeting nächste Woche dominieren schreibt die FT. Große Änderungen seien aber derzeit noch unwahrscheinlich.
  • Paul Volcker hat das nach ihm benannte Verbot von Eigenhandel für Banken verteidigt und gesagt er ist im großen und ganzen zufrieden mit den aktuellen regulatorischen Entwürfen.
  • BNY Mellon ist gestern in einer neuen Klage vorgeworfen worden Kunden
    zu viel berechnet zu haben im Zusammenhang mit Währungsgeschäften.
  • MF Global ist laut WSJ auf der Suche nach möglichen Käufern für die
    Firma. Die Aktie hat in den letzten acht Handelstagen 57% verloren.
  • Heute kommen Q3 GDP Zahlen (erste Lesung) und die wöchentlichen
    Arbeitsmarktdaten. Exxon, Dow Chemical und Coca Cola berichten vorbörslich.

ASIEN

  • Asiatische Märkte reagieren positive (Nikkei +2%, SHCOMP +0,4%, Hang Seng +2%) auf die Ankündigungen aus Europa und von der Bank of Japan. Der Euro hat im asiatischen Handel weiter gewonnen auf über 1,40.
  • Die Bank of Japan wird ihr Credit Programm um JPY5000Mrd. auf insgesamt JPY66.000Mrd. erhöhen.
  • Der japanische Finanzminister hat Spekulanten für den starken Anstieg des Yen verantwortlich gemacht und die Bank of Japan aufgerufen weitere Maßnahmen zu ergreifen.
  • China hat einer schnellen Aufwertung des Yuan eine Absage erteilt
    schreibt das WSJ. Dies könnte die chinesische Wirtschaft gefährden.
  • Olympus hat nach dem Rücktritt von Chairman Kikukawa die Zahlungen
    im Zusammenhang mit der Übernahme von Gyrus als legitim verteidigt.

EUROPA

  • Europas Politikerhaben gestern in den frühen Morgenstunden die Ergebnisse des EU Gipfels verkündet.
    • Der Schuldenschnitt für Griechenland soll bei 50% liegen, wodurch eine Gesamtverschuldung von circa 120% des GDP bis 2020 erreicht werden soll. Ein neues Finanzierungs-Programm von insgesamt €130Mrd soll bis Jahresende spezifiziert werden.
    • Der EFSF soll zur Teil-Garantie neuer Bonds verwendet und damit um das 4/5-fache gehebelt werden – der genaue Prozentsatz der Versicherung ist bislang jedoch nicht bekannt. Außerdem soll eine Hebelung mit einem SPV ausgearbeitet werden.
    • Banken sollen bis Ende Juni zusätzliches Kapital von circa €106Mrd
      aufweisen und damit die Kernkapitalquote von 9% einhalten – Kapitalbedarf: u.a. Griechenland (€30Mrd.), Spanien (€26,2Mrd.), Italien (€14,7Mrd), Portugal (€7,8Mrd), Frankreich (€8,8Mrd) und Deutschland (€5,2Mrd). Contingent Convertibles werden bei der Berechnung des Kapitalbedarfs berücksichtigt.
  • Der kommende EZB Präsident Draghi hat bei einer Rede in Rom seine Unterstützung für den Kauf von Staatsanleihen seitens der europäischen Zentralbank verdeutlicht, schreibt die FT.
  • SAP ist über alle Regionen, Produktsegmente und Branchen zweistellig gewachsen, wie CFO Werner Brandt in einem Interview sagte. Auch das
    Kerngeschäft um die Business Suite habe sich sehr gut entwickelt. Allgemein setzen die Kunden in allen Industrien verstärkt auf SAP, sagte er weiter. (Börsen-Zeitung)
  • FIAT führt auf der Suche nach Expansionsmöglichkeiten in Asien Gespräche mit dem chinesischen Staatsfonds CIC. Der Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann hat sich in den vergangenen Wochen mit CIC-Vertretern getroffen, heißt es. (FTD)
  • Merck hat gegen den südkoreanischen Pigmenthersteller CQV und
    dessen Vertriebsgesellschaft Sungmin Chemicals eine Patentrechtsklage erhoben. Die Höhe des möglichen Schaden wurde nicht genannt.
  • Anglo American will nach Reuters Berichten bis zu $15Mrd für die Expansion des Kohlegeschäfts in Australien investieren.
  • Volkswagen will seine Kapazitäten in Brasilien erhöhen und potenziell
    ein Werk für €1,4Mrd errichten, schreibt Reuters.
  • BASF berichtet 3Q Ergebnisse: Umsätze €17,6Mrd vs. Consensus
    €17,5Mrd; EBIT €1,96Mrd vs. erwartet €1,87Mrd; CEO bleibt aber vorsichtig und hebt das schwere wirtschaftliche Umfeld hervor.
  • ABB mit schwächeren Umsätze aber etwas stärkeren Marge: Umsätze
    SFr9,4Mrd vs. Consensus SFr9,6Mrd.; EBIT Marge bei 14,1% vs. erwartet 13,8%.
  • Bayer 3Q Umsätze inline bei €8,7Mrd; EBIT €1,2Mrd vs. €1Mrd;
    EBITDA Guidance wurde bestätigt. Materials Science etwas schwächer.
  • France Telecom mit 3Q Zahlen: Umsätze €11.28Mrd vs. Consensus €11.4Mrd; EBITDA inline bei €4Mrd; EBITDA Marge bei 35,4% vs. erwartet 34,6%.
  • Daimler berichtet 3Q Umsätze inline bei €26,4Mrd; EBIT lag bei €2Mrd
    vs. Consensus €2,2Mrd.
  • Lufthansa mit 9M-EBIT von €578Mio vs. Consensus €649Mio.; nach Aussage des Unternehmens keine genaue Schätzung für den Jahresgewinn möglich.
  • Logitech 2Q Umsätze bei $589Mio vs. Consensus $592Mio; das zweite
    Quartal sei inline mit den jüngsten Aussagen.
  • Aixtron 3Q Umsätze €90Mio vs. Consensus €113Mio; EBIT €1Mio vs.
    erwartet €13Mio; Orders €50Mio vs. €55Mio.

Heute kommen u.a. Retail Sales in Spanien (09Uhr)
sowie Eurozone Consumer Confidence (11Uhr)

Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag!

Zwischendurch!

Die Abstimmung morgen im Bundestag über die Erweiterung des EFSF wirft ihre Schatten voraus. FDP: Text des Mitglieder-Entscheids zu Euro-Rettung
25.10.2011
Text zum Mitgliederentscheid der FDP, den MdB Frank Schäffler durchgesetzt hat und über den bald abgestimmt wird. Damit sind zwar dank der Ränke der Macht-Opportunisten Rösler und Lindner die Erfolgsaussichten der Schäffler-Gruppe schlechter geworden – aber man wird sehen, wie groß der Unmut gegen die Bailouts an der FDP-Basis ist.Mitgliederentscheid 2011

Antrag

Für ein Europa mit solidem Fundament: Recht, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft

Europa braucht einen realistischen Umgang mit der Schuldenkrise

1.                  Unbefristete Rettungsmaßnahmen, bei denen Deutschland für Schulden anderer europäischer Staaten haftet, kommen für die FDP nicht in Frage.

2.                  Rettungsmaßnahmen für überschuldete Staaten lassen sich mit ordnungspolitischen Prinzipien nicht vereinbaren. Sie setzen das Prinzip außer Kraft, dass Gläubiger für ihr Risiko haften müssen. Zusätzlich verletzen sie die Nichtbeistandsklausel der Europäischen Verträge.

3.                  Die FDP lehnt jedwede Ausweitung oder Verlängerung der Rettungsschirme, die Einführung von Eurobonds und auch jede andere Form von gemeinschaftlicher Haftung für Schulden einzelner Staaten ab. Die FDP hält es für falsch, dass die Europäische Zentralbank oder die deutsche Bundesbank Staatsanleihen überschuldeter Staaten aufkauft.

4.                  Die FDP lehnt daher auch die Einrichtung eines unbefristeten Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) ab. Sie wird ihm im Bundestag die Zustimmung verweigern und eine entsprechende Veränderung der Europäischen Verträge ablehnen. Dies ist im Koalitionsvertrag auch nicht vereinbart worden.

5.                  Sollten sich die bisher beschlossenen Maßnahmen nicht als hinreichend herausstellen, spricht sich die FDP dafür aus, überschuldeten Staaten einen geordneten Austritt aus dem Euro zu ermöglichen, um ein ungeordnetes Auseinanderbrechen unserer Währung zu verhindern.

Begründung

1.       Wer für einen stabilen Euro ist, der kann nicht für den ESM sein. Der Euro wird sich nur dann behaupten, wenn sich die Mitgliedstaaten an seine vertraglichen Grundlagen halten. Der ESM zerstört die ökonomischen Fundamente des Euro, denn er setzt das Urprinzip der Marktwirtschaft außer Kraft: Wer Risiken eingeht, der muss für sie haften! Dies gilt in dreierlei Hinsicht. Wir plädieren

–                    dafür, dass die verschuldeten Staaten für ihre Verbindlichkeiten haften und nicht auf Hilfe der europäischen Nachbarn spekulieren;

–                    dafür, dass die Kreditgeber die Folgen ihres Risikos selbst tragen und nicht auf den Steuerzahler spekulieren;

–                    dafür, dass wir Deutsche selbst dafür einstehen, dass wir jahrelang dem Regelbruch tatenlos zugesehen und ihn unter Rot-Grün auch selbst begangen haben.

Wir stehen vor großen finanziellen Belastungen für die Gewährleistungen, die wir zu Lasten auch der kommenden Generation übernommen haben. Sie sind aber ungleich geringer als die Kosten, die wir tragen müssten, wenn durch die Einführung eines dauerhaften ESM die Dämme marktwirtschaftlicher Vernunft endgültig eingerissen werden würden.

2.                  Die FDP ist die Partei der Sozialen Marktwirtschaft, des Rechts und der Verantwortung. Ihre Mitglieder sollen selbst entscheiden, wie es mit der Währungsunion in Europa und mit ihren Krisen weitergeht. Wer das als „imperatives Mandat“ bemängelt, der sollte seinerseits keinen Fraktionszwang ausüben, sondern die Abstimmung im Bundestag verfassungsgemäß frei geben.

Wir treten für die Marktwirtschaft ein und hoffen auf Europa. Die zentralistische Steuerung und der fortgesetzte Regelbruch beschädigen die Marktwirtschaft und die europäische Idee. Dies spaltet Europa, statt es zu einen.

3.                  Die Währung ist der in Münzen geschlagene Teil unserer Freiheit. Unsere Währung beruht auf Vertrauen. Mit unserer Währung spielt man nicht.

Dies ist die rechtliche und ökonomische Wirklichkeit:

3.1.             Bundestag und Bundesrat hatten mit Erklärun­gen vom 2. Dezember 1992 die Stabilität des Euro zum Angelpunkt der Währungsunion ge­macht:

„Die künftige europäische Währung muss so stabil sein und bleiben, wie die Deutsche Mark. Der Deutsche Bundestag wird sich jedem Versuch widersetzen, die Stabilitätskriterien aufzuweichen, die in Maastricht vereinbart worden sind.“

Die Währungsunion wurde ergänzt durch die Maastricht-Kriterien im Stabilitäts- und Wachstumspakt. Sie schreiben ein Haushaltsdefizit von maximal 3 Prozent und Staatsschulden von maximal 60 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts vor. Sie wurden weder eingehalten, noch wurde ihre Überschreitung geahndet.

3.2.         Risiko und Haftung dürfen nicht auseinanderfallen. Daher war vereinbart worden, dass jeder Staat selbst die Verantwortung für seine Haushaltspolitik trägt. Kein Staat soll für die Schulden eines anderen Mitglieds haften. Die EZB sollte von keinem Staat Schuldpapiere kaufen dürfen. Beide Verbote wurden vorsätzlich gebrochen. Dies wurde fälschlich als alternativlos bezeichnet.

3.3.         Die Europäische Zentralbank hat bis Oktober 2011 notleidende Papiere für circa 165 Mrd. Euro aufgekauft. Das erste Griechenland-Paket betrug 110 Mrd. Euro, der erste Schuldenschirm, die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) betrug 440 Mrd. Euro. Hinzu kommen 60 Mrd. Euro der Europäischen Union (EFSM). Hinzu kommt der IWF mit 250 Mrd. Euro. Die EFSF wurde im September 2011 ausgedehnt von 440 Mrd. auf 780 Mrd. Euro. Für die EFSF liegt der neue Haftungsanteil der Bundesrepublik bei 211 Mrd. Euro (plus 20 Prozent). Insgesamt liegt unser anteiliges, maximales Haftungsrisiko laut ifo-Institut zurzeit bei rund 472 Mrd. Euro, also weit über dem Jahresetat des Bundes.

3.4.         Die EFSF läuft bis Mitte 2013. Der unbefristete und unkündbare ESM soll sie ablösen. Sein Kapital von 700 Mrd. Euro lässt sich aufstocken. Seine Ausleihkapazität nach oben ist kaum begrenzt und soll noch durch einen Hebel vervielfacht werden. Eine zwingende Gläubigerbeteiligung sieht er nicht vor.

3.5.        Der Bundestag hatte mit Zustimmung der FDP-Fraktion am 17. März 2011 ausdrücklich beschlossen:

„Der Deutsche Bundestag erwartet aus verfassungsrechtlichen, europarechtlichen und ökonomischen Gründen, dass gemeinsam finanzierte oder garantierte Schuldenankaufprogramme ausgeschlossen werden.“ (BT-Drs. 17/4880)

Der Bundesparteitag in Rostock hat auf Antrag des Bundesvorstandes be­schlossen:

„Eurobonds oder andere gemeinsam finanzierte Anleiheaufkäufe des ESM am Sekundärmarkt sowie die Einführung einer EU-Steuer lehnt die FDP ab.“

Gegen diese Beschlüsse hat unsere Fraktion verstoßen. Denn die EFSF darf – wie dann der ESM – Anleihen am Sekundärmarkt kaufen. Der mittlerweile eingeführte Parlamentsvorbehalt heilt den Verstoß gegen diese Beschlüsse nicht und kann jederzeit von der EZB umgangen werden. Wir wollen erreichen, dass sich unsere Parteiführung an den von ihr bewirkten Beschluss des Bundesparteitags hält. Die Entscheidungs- und Gewissensfreiheit des einzelnen Abgeordneten bleibt selbstverständlich davon unberührt.

3.6.             Die Zahlungen an Griechenland haben zu keiner Besserung seiner Wirtschaftslage geführt. Im Gegenteil, seine Schulden sind auf 354,7 Mrd. Euro angestiegen. Griechenland kann seine Schulden nicht zahlen. Anders sind die deutsch-französischen Verhandlungen über eine erneute „Bankenrettung“ nicht zu verstehen.

4.                  Beim Mitgliederentscheid geht es nun darum, ob wir entweder die Schuldenschirm-Politik für diejenigen Euro-Staaten fortsetzen, die gegen die Pflichten aus der gemeinsamen Währung verstoßen haben, oder ob wir den permanenten Schuldenschirm ESM ablehnen und uns an die bisher geschlossenen Verträge halten. Denn wir haben den Bürgern ausdrücklich versprochen, dass Staaten untereinander nicht für ihre Schulden haften.

4.1.             Es bringt nichts, mit neuen Schulden Zeit teuer zu erkaufen. Man kann die Schuldenkrise nicht bekämpfen, indem man neue Schulden macht. Die Krise lässt sich nur durch Schuldenabbau auflösen. Daher schlagen wir folgende konkrete Schritte vor:

4.1.1.        Der Austritt aus der Währungsunion muss auf eigenen Wunsch oder Verlangen möglich sein. Ein Mitgliedsstaat muss selbst entscheiden können, ob er seine Währungsparität verändern oder sich auf Vorgaben der europäischen Nachbarländer verlassen will.

4.1.2.        Wir wollen durch die Möglichkeit der Staateninsolvenz die richtigen marktwirtschaftlichen Anreize wiederherstellen. Ohne sie werden die verschuldeten Staaten ihren Haushalt nicht in Ordnung bringen. Die Staateninsolvenz liegt in der Hoheit der verschuldeten Staaten. Der ESM löst dieses Problem nicht. Im Gegenteil zerstört die Schuldenschirm-Politik die Anreize zur politischen und wirtschaftlichen Eigenverantwortung. Deswegen scheitern die Anpassungsprogramme in Portugal und Griechenland.

4.1.3.        Die Insolvenz der Schuldenstaaten führt nicht zu Dominoeffekten auf dem Finanzmarkt. Vielmehr entsteht der Dominoeffekt durch die Schuldenschirme, unter die immer mehr Länder schlüpfen. Privatbanken fallen nicht wie Dominosteine. Denn jeder Euro-Staat hat es in der Hand, die Auswirkungen von Bankeninsolvenzen auf seine Weise einzudämmen oder diese zu verhindern. Die christlich-liberale Koalition hat bereits Gesetze zur Bankenrestrukturierung verabschiedet.

5.                  Die Bürger verlassen sich auf eine stabile Währung. Die Unternehmen vertrauen bei ihren Investitionen auf ein stabiles Geldwesen. Es geht uns nicht nur um die überschuldeten Staaten in Europa, es geht um viel mehr. Es geht um stabile Grundlagen unserer Sozialen Marktwirtschaft.

www.fdp-mitgliederentscheid.de/positionen/antrag